Florian
Kronbichler


Immer zu tun

Diesen Donnerstag wird im Wochenmagazin ff ein Interview mit mir erscheinen. Darin habe ich eine Aussage getan, die manchen gewagt erscheinen mag. Ich antwortete auf eine Frage von ff-Chefredakteurin Alexandra Aschbacher, “es gibt keine faulen Politiker”. Auf die ziemlich ungläubige Reaktion der Journalistin spezifizierte ich, „wer faul ist, wird nicht Politiker, und wenn er es wird, bleibt er es nicht lang“.
Plauderei beiseite, ich beginne die Behauptung von der Faulheits-Immunität der Politiker an meiner eigenen Person bewiesen zu kriegen. Was ich bei meinem Eintritt in die Berufspolitik vor zehn Monaten nicht vermutet hätte, jedenfalls nicht in diesem Ausmaß: Als Politiker gehört man nicht mehr sich selber. Man gehört seinem Terminkalender, den Medien, den eigenen Wählern, und es ist erstaunlich, wer alles nach den Wahlen beansprucht, mein Wähler gewesen zu sein und somit ein „Recht“ auf mich zu haben.
Ich beginne, parlamentarisch wahrgenommen zu werden. Ich melde mich zu Wort, im Plenum wie in der Kommission, und solches „Auffallen“ hat leider den Nebeneffekt, dass man „Aufträge“ erhält. Letzte Woche habe ich mit sechs Wortmeldungen in die Debatte über das Fortdauern der italienischen Militärpräsenz in Afghanistan eingegriffen. Dagegen, selbstverständlich. Gestern, Montag, bereitete ich mit meinen Gruppen-Kollegen der Verfassungskommission unsere Abänderungsanträge zum Gesetzentwurf zur Neuregelung der Metropolitangebiete und Provinzen. Heute muss ich über für unsere Gruppe die Stellungnahme über eine Untersuchungskommission zu Entführung und Ermordung von Aldo Moro (vor 35 Jahren!) abgeben.
Dazwischen lag das Wochenende. Auf Einladung von Sel-Bozen und der Gewerkschaften nahm ich Freitag Vormittag – im Regen! – an der Generalstreik-Kundgebung vor dem Regierungskommissariat teil. Am Nachmittag das ff-Interview und „persönliche Erledigungen“. Unter diesem Stichwort erledige ich Termine und Gespräche, die ich während der Woche mit Informanten und – öfter – Bittstellern während der Woche fürs Wochenende ausmache. Am frühen Abend Empfang des Mitarbeiterteams der Tiroler Grünen – 12 Frauen und Männer, man stelle sich das vor! – . Sie waren auf Besuch bei den Südtiroler Grünen gekommen – und anschließend zum Törggelen auf Glanging. Dahin begleitete ich sie nicht, wohlgemerkt.
Samstag vormittag TV-Interview mit dem Rai-Sender Bozen am Samstagmarkt. Das Fernsehen braucht bekanntlich Farbe und Ambiente; was man sagt, ist nicht so wichtig. Nachmittag und am Abend ein bisschen Kultur, muss auch sein. Diesmal mit meiner Faganello-Foto-Wanderausstellung in Natz. Es ist meine liebste Tätigkeit: Seit einem Jahr tingle ich mit der Ausstellung durchs Land und erzähle und lese aus meinem Buch „Gehen – Andare via“. Ich bin damit in die entlegensten Dörfer gekommen, auf den Nonsberg, nach Durnholz, nach Antholz, auch ins tiefste Trentino und natürlich in viele große Ortschaften Südtirols. Man lernt so Land und Leute kennen, und unvermeidlich wird es gelegentlich auch politisch. Beim immer köstlichen Bauern-Buffet, spätestens.
Kommenden Samstag bin ich mit der Ausstellung in Mühlwald. Am Tag vorher, Freitag, aber rein politisch im Kongresshaus in Olang. Die dortige Bürgerliste hat mich zum Report geladen. Ich hoffe, Rom lässt mich rechtzeitig los.

Florian Kronbichler

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