Florian
Kronbichler


Widerstand! Resistenza!

Im Zug nach Rom. Heute fahre ich mit dem Gefühl hin, ich bin auf dem Weg in den Widerstand. In den Widerstand gegen die totale Verrohung der politischen Diskussion und den Absturz in die Barbarei. Hitler, Überhitler, Stalin, Hakenkreuzträger Schulz, Merkel-Arsch – was Grillo in seinem (Anti-)Europawahlkampf von sich gibt, darf nicht länger abgetan werden als Wahlkampf-Rhetorik eines Komikers, es ist Faschismus. Zum Sich-entsetzen und längst nicht mehr zum Lachen.
Von Karl Kraus stammt, bezogen auf Judenwitze, der Ausspruch: „Wer lacht, ist schon einverstanden“. Das gilt auch für Grillo. Wenn Grillos Strategie der (noch verbalen) Gegner-Vernichtung bei den Wahlen am Sonntag Erfolg hat (und die Gefahr besteht), dann ist in diesem Staat die Herrschaft des Hasses und der Respektlosigkeit angebrochen. Dann gelten Menschen mit Manieren nur noch für Hosenscheißer, und Rechtstaatlichkeit wird als Bürokratismus verhöhnt werden. Die Methode ist nicht neu, nur wollen wir glauben, wir hätten gelernt aus der Geschichte.
Ich habe bisher die von anderen Parlamentsgruppen (und auch meiner eigenen) mehrheitlich betriebene Ausgrenzung des Movimento 5 Stelle abgelehnt. Ich verwahrte mich gegen die systematische Bagatellisierung seiner Vorschläge. In der Bewegung gibt es viele gute Leute, kompetente und vor allem fleißige. Doch der Kadavergehorsam gegenüber ihrem Anführer Grillo e das Schweigen wie Lämmer zu seinen unsäglichen Aussprüchen machen die Glaubwürdigkeit auch der Besten unter ihnen zunichte. Das Gerede von der Herrschaft der „cittadini“, vom neuen Menschen, wird mir unheimlich.
Die Demokratie wurde immer im Namen der Demokratie zu Schanden gerichtet. So lausig beisammen unsere real existierende Demokratie auch ist, und wie zum Verzweifeln es an ihren Repräsentanten auch ist: Grillo ist der Ausdruck aller demokratischen Verwerfungen in diesem Staat, nie und nimmer aber die Rettung davor.
Wenn’s auch pathetisch klingt: Widerstand! Resistenza!

Florian Kronbichler

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