Im Namen des Namens
Mein Nachname – Kronbichler, kann man sich vorstellen – muss in italienischen Mündern manches aushalten. Korrekt durchbuchstabiert und auch noch richtig betont bringt ihn kein parlamentarischer Kollege ans Ende, jedenfalls nicht beim ersten Mal.
Es hat aber auch sein Gutes, so einen Zungenbrecher zum Namen zu haben. Zum ersten führt es dazu, dass man ihn tunlichst vermeidet und mich beim Vornamen anspricht. Ich tu das prinzipiell, wenn ich mich vorstelle. „Florian“, das überfordert niemand. Und betont ihn jemand auf der letzten Silbe, Florián, weiß ich, dass es ein Veneter ist.
Zweiter parlamentarischer Vorteil meines schwierigen Namens: Er führt immer wieder zu Erheiterungen und verschafft Aufmerksamkeit. Auch Parlamentarier leben von Abwechslungen. Es ist mittlerweile schon zu einem beliebten Ratespiel geworden, welcher diensthabende Präsident den Kronbichler besser und welcher schlechter ausspricht. Da kommt es entweder zu anerkennendem Nicken oder verächtlichem Gelächter. Die solchermaßen Begutachteten freuen sich dann oder entschuldigen sich und versuchen es noch einmal. Ach, Parlamentarier sind leicht zu unterhalten.
Ich komme drauf zu sprechen, weil es heut nachmittag eine weitere, bislang ungebräuchliche Deklinationsform des Kronbichlers gab: Im Verfassungsausschuss fand die Anhörung des Kandidaten der Regierung für den neuen Präsident des staatlichen Statistikamts Istat, Prof. Alleva, statt. Auf eine Frage/Kritik von mir, wonach das Istat, so wie andere Staatsverwaltungen auch, in letzter Zeit auffällig zentralistische Tendenzen erkennen ließe, antwortete der Professor dem „Onorevole Krom…, Krom… Kromblakler“.
Allgemeines, selbstgerechtes Gelächter in der Verfassungsausschuss-Runde. So daneben hatte den Kronbichler hier noch keiner ausgesprochen. Der Professor entschuldigte sich, und nicht nur das: Er nahm sich meines Anliegens besonders an. Versprach, er werde der Sache nachgehen. Gelobte, zentralistische Tendenzen würde es unter seiner Präsidentschaft keine geben. Wir versprachen uns, wegen der Sache in Verbindung zu bleiben.
Und das alles dank meinem unaussprechlichen Namen.
Florian Kronbichler