Flughafenfreies Land
Errare humanum, perseverare diabolicum. Bevölkerung dagegen, Wirtschaftlichkeitsrechnung dagegen, Umweltbilanz dagegen, jetzt auch noch die Gerichte dagegen: Wie lang will die Landesregierung noch festhalten am Projekt Flughafen Bozen, diesem symbolträchtigsten Wahrzeichen durnwalderschen Großmachtgehabes? Das jüngste Urteil des Verwaltungsgerichts gegen die (angeblich notwendige) Startbahnverlängerung sollte den Schlusspunkt bilden hinter einer schon viel zu langen Experimentierphase. Der Befund lautet: unnütz, unrentabel, illegal. Die Politik muss dem Druck der Flug-Lobby widerstehen, Landeshauptmann Kompatscher soll sein Vorwahl-Versprechen wahr machen und das Volk entscheiden lassen. Die Antwort wird klar sein, und die öffentliche Hand erspart sich Geld, Ärger und dumme Figur.
Ich habe im Wahlkampf versprochen, nicht den Flughafen Bozen für meine Dienstfahrten nach Rom zu benutzen. Ich bin jetzt, nach anderthalb Jahren ungefähr 70 mal Bozen – Rom gefahren. Immer mit dem Zug. Nie mit dem Flugzeug. Seltsam selten treffe ich meine parlamentarischen Kolleginnen und Kollegen im Zug. Seltsam deshalb, weil: Ich bin in der Regel als erster an meinem Arbeitsplatz. Und wenn ich rückwärts, zum Wochenende, meistens als letzter in Bozen eintreffe, so liegt das nicht am zu langsamen Zug.
Bozen-Rom-Flüge sind dumm und eine Schande.
Dumm: Ich brauche mit dem Zug von Bozen-Zentrum nach Rom-Zentrum 4.40 Stunden. Der Flieger, wenn er fliegt (denn das ist weiterhin keine Selbstverständlichkeit), braucht 1.15 von Bozen-Airport Dolomiti nach Rom-Fiumicino. Dafür ist eine halbe Stunde vor Start am Flughafen zu sein, und für die (Taxi-)Fahrt von Fiumicino zum Parlament ist gern und leicht eine Stunde einzurechnen. Und reden wir nicht vom Ärger mit Verspätungen, Verlegungen (nach Verona) und Stau bei An- und Abfahrt.
Die Schande: Ein Kollege mit einem Rest an Schamgefühl klagt mir immer wieder von der „Peinlichkeit“, dass „wir heut wieder nur zu viert im Flieger waren“. Vier gratis fliegende Politiker! Dazu, an besseren Tagen, einige Verbands- oder Gewerkschaftsfunktionäre, gelegentlich der Landeshauptmann mit Entourage, und nicht viel mehr. Bemerkenswertes Detail: in der Regel alles Passagiere, die entweder gar nicht oder nicht aus eigener Tasche bezahlen.
Conclusio: Das Kapitel Flughafen Bozen gehört geschlossen. Und zwar sofort. Damit wird ein Batzen Geld frei, frei für günstige Anbindung an wirkliche Flughäfen und für noch besseren Ausbau des Zugverkehrs. Südtirol – ein flughafenfreies Land! Dahin wollen wir.
Florian Kronbichler