Florian
Kronbichler


Glückliche Verhinderung

Wie im Leben allgemein, halte ich in der Politik besonders nicht viel von Planung und Vorhersehbarkeit. Tun, was anfällt, ist meine Devise, und die Volksweisheit: „leichter als erlaufen, tut man etwas erwarten“, hat sich mir schon oft bestätigt. Es gibt die Menschen, die ihr Schicksal suchen, stets aufs Neue, und jene, die es annehmen, so wie es kommt – weil es eh kommt. Ich neige letzterer Gruppe zu, teils aus Faulheit, teils aber auch aus Klugheit, wie ich mir einbilde. Dem Übel seine gute Seite abzugewinnen (die jedes unzweifelhaft hat), ist ein Talent von mir.
Was ich da vor mir her philosophiere, Tschuldigung, ist eine etwas zu weit geratene Einflugschneise zur Mitteilung, dass ich morgen früh doch nicht nach Brüssel fahren werde. Ich wäre Mitglied einer Parlamentarierdelegation gewesen, die morgen und übermorgen bei der EU-Kommission zu Gast hätte sein sollen.
Nun aber hat sich im Parlament die Wahl von zwei Verfassungsrichtern und fünf Mitgliedern des obersten Richterrates derart gezogen, dass jede weitere Abstimmung die entscheidende sein kann. Die Mehrheiten sind so unsicher und umkämpft, dass unsere kleine Gruppe SEL mit ihren 30 Stimmen (Abgeordnete und Senatoren) sich durchaus entscheidend einbringen und vielleicht sogar unsere Wunschkandidatin Balducci in den Obersten Richterrat bringen kann. Deswegen zählt morgen Rom mehr als Brüssel, und ich werde da bleiben müssen.
Und noch eine zur Tugend verkehrte Not: Wegen des geplanten Brüssel-Trips entschied ich, übers Wochenende in Rom zu bleiben und nicht heim zu fahren. Ich hätte sonst eh Sonntag Abend wieder da sein müssen. So kam mich meine Frau Rosmarie in Rom zu besuchen. Es sind goldene, ich weiß nicht: Spätsommer- oder Frühherbsttage. Die Stadt leuchtet in schönstem Licht. Mein Hausherr lieh uns zwei (zwar schlatterige) Radln, und wir „erfuhren“ Rom auf noch mal neue Weise. Jetzt sind wir von der Via Appia antica zurück – ziemlich durchgeschüttelt, denn das römische Kopfsteinpflaster – das neuzeitliche nicht minder als das antike – ist grausam.
FOTO: Via Appia Antica vor den Toren Roms: nur für gute Reifen, Mägen und Hinterteile.

Florian Kronbichler


Flor now
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