Ich bin sprachlos
Weiß nicht, war es Kompatschers “Sicherungspakt” von gestern (2,4 Milliarden an den Staat bis 2017 und dann 500 Millionen – plus 10% – war wohl eher eine ehrenhafte Kapitulation vor den römischen Finanz-Ansprüchen als ein Sieg, für den er ihn uns verkaufen will), oder war es die unsägliche Zeit- und Geldverschwendung, mit der das Parlament seine Nicht-Wahlen von zwei Verfassungsrichtern abwickelt.
Heut Abend wurde zum 20. Mal gewählt. Abermals vergebens. Man muss sich das vorstellen: Kammer und Senat in gemeinsamer Sitzung. 945 Parlamentarier, wenn sie alle da wären. Sind sie nicht. 20 Wahlgänge bisher. Jeder dauert rund einen halben Tag. Mit einer Ausnahme vielleicht, dem 15. Wahlgang, wusste man bei jedem von vorn herein, dass es kein Ergebnis geben wird. Man wählt bewusst vergebens. Und keiner regt sich auf. Es müsste doch einen Aufstand des Hausverstands geben.
Wahrscheinlich war es doch der Frust vor diesem 20sten Mal von heute Abend gewesen: Mich hat eine schwere Verkühlung erfasst. Hat mich um die Stimme gebracht. Parlament kommt von parlare, wir wissen das. Die Natur, die mir sonst so verlässlich beisteht, belegt mich seit gestern sozusagen mit Berufsverbot. Denn was tut ein Parlamentarier, wenn er nicht „parlare“ kann?
Der Parlamentsarzt hat mich mit zwei Tagen Parlier-Verbot belegt. So bin ich frühzeitig aufgebrochen und sitze jetzt im Zug, heim in den Krankenstand. Das erste von den 20 Malen, dass ich nicht vergebens gewählt habe. Durch Gar-nicht-Wahl. Es will in mir kein rechtes Schuldgefühl wegen unterlassener Amtspflicht aufkommen.
Florian Kronbichler