Florian
Kronbichler


In die Flasche, böser Geist!

Das wird den Jugendlichen etwas tun! Dann könnte ja jeder hergehen! Mit 18 sollten sie schon wissen, wo sie hingehören! Um die Führerschein-Dokumente kümmern sie sich auch. Sonst kommt’s zu Ad-hoc-Erklärungen. Und wenn Einwanderer dürfen, was Einheimische nicht dürfen: Sollen es halt die Einwanderer auch nicht dürfen. Gleiches Unrecht für alle!
Was ist denn in unseren Landeshauptmann gefahren? Man hätte geglaubt, der Ungeist der ethnischen Erbsenzählerei sei ein für alle Male in die Flasche gebannt. Heute ist er aus dieser stinkend wieder entwichen. Mit Argumenten wie denen hier oben.
Meinem Kollegen und Freund Riccardo Dello Sbarba ist zu danken dafür, dass er mit seinem Antrag im Landtag die SVP und den Landeshauptmann herausgefordert hat, Farbe zu bekennen. Kompatscher hat gesprochen, als hätte es 35 Jahre Diskussion über die verpflichtende Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung nicht gegeben. Er muss davon nichts mitgekommen haben. Denn nur so ist die Gespürlosigkeit seines Gegenvorschlags zu Dello Sbarbas Vorschlag zu erklären.
Was die Grünen im Landtag wollten: Die Südtiroler Jugendlichen, wenn sie volljährig werden, bezüglich Erklärungspflicht gleich zu behandeln wie die Zuwanderer. Nicht besser und nicht schlechter.
Erwachsenen, die aus anderen Teilen Italiens oder dem Ausland nach Südtirol zuziehen, haben momentan die Möglichkeit einer Ad-hoc-Sprachgruppenerklärung. Sie können diese abgeben, sobald sie sie brauchen, und sie wird ab dem Moment der Erklärung wirksam. Hingegen Jugendliche, die im Land erwachsen werden, müssen die Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung innerhalb eines Jahres nach Erreichen der Volljährigkeit abgeben. Tun sie das nicht, dürfen sie sich zwar auch noch später erklären, jedoch müssen sie 18 Monate warten, bis ihre Erklärung rechtlich wirksam wird.
Eine offensichtliche Ungleichbehandlung. Riecht nach Strafexpedition. Die Mägdlein und Bürschchen sollen wissen, was sie St. Proportius, dem Säulenheiligen ihres Landes schuldig sind.
Kompatscher sieht die Ungleichbehandlung wohl ein, zeigt sogar Bereitschaft sie zu beheben. Das Wie aber ist schlicht naiv diabolisch: Die Wartezeiten für die Südtiroler Jugendliche etwas verkürzen, für Zuziehende etwas erhöhen, okay, und alle sind gleich.
Auf keinen Fall aber „straffrei“. Nicht länger für die Zuziehenden, und für die „Unsrigen“ schon gar nicht. Ad-hoc-Erklärungen, selbst einmalige (denn nur um solche handelt es sich, und keinesfalls um irgend welche Umerklärungsmöglichkeiten) dürfe es nicht geben. Kompatscher hat das Gespenst der „Opportunismus-Erklärungen“ wieder auferweckt.
Es hallt ein Ruf nach „Wahrheit“ aus der Kompatscher-Erklärung. Denn wer im Zusammenhang mit Sprachgruppenzugehörigkeit von „Opportunismus“ spricht, hat „Wahrheit“ im Sinn. Und unser Sprachgruppen-System darf nie mehr nach Wahrheit abgefragt werden. Nur nach freiem Willen. Deutsch, italienisch oder ladinisch im Sinn unseres Autonomiestatut ist nicht, wer es ist, sondern wer es will. Bitte schön, Herr Landeshauptmann. Ich hätte geglaubt, die unselige Verwechslung wäre überwunden. In die Flasche zurück, böser Geist!

Florian Kronbichler

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