Florian
Kronbichler


Chaos kontra Misere

Faustregel eines jeden Propagandaprofis: Drohen schlechte Nachrichten, nicht verzagen! Durch eine andere, und sei sie noch schlechter, übertrumpfen! Nach dieser Devise haben heute die Grillini im Parlament (nur zum Anlass heiße ich sie „Grillini, ihr Name bleibt M5S). In der Früh verbreitete sich die Nachricht, dass weitere drei Parlamentarier die Bewegung verlassen. Zwei Senatoren und ein Kammerabgeordneter.
Anstatt in sich zu gehen (was bei denen ein weiter Weg wäre), machen die Grillini heute den ganzen Tag über Rabatz in der Kammer. Dreimal schon haben sie die Regierungsbank gestürmt. Die Saalordner mussten handgreiflich werden. Demonstrierende M5S-Abgeordnete mussten von den Regierungssitzen losgerissen werden und wurden teils aus dem Plenarsaal getragen. Wiederholt wurden Plakate geschwenkt, was verboten ist. Reihenweise Ausschließungen waren die Folge.
Die „Kampfmaßnahmen“, allesamt mit der Ausrede, das Stabilitätsgesetz zu verhindern, waren ganz eindeutig gedacht als Ablenkung von den Austritten der drei Parlamentarier aus der Bewegung. Die Medien sollten über die Krawalle in der Kammer berichten und damit die Nachricht von den Verlusten in den Hintergrund drängen.
Ich habe mich bisher immer gegen eine Kriminalisierung der M5S-Bewegung gewandt. Ich erkenne ihnen viele Verdienste zu. Sie haben in ihrer Kritik am „System“, an der „Kaste“ meistens recht. Sie sind in ihren Inhalten sehr grün. Und niemand ist fleißiger als sie. Ich unterhalte mit Leuten der Bewegung Kontakt, mehr als fast alle anderen Parlamentarier.
Allmählich muss ich den Fundamentalkritikern jedoch Recht geben. Leider. Sie sind – in der Masse – derart etwas von negativ, von sektenhaft, von anmaßend, von selbstgerecht, dass ein Gespräch mit ihnen – in der Masse – unmöglich ist.
Cristian Ianuzzi, der Abgeordnete der heute ausgetreten ist (übrigens zusammen mit seiner Mutter, die M5S-Senatorin war), war der M5S-Mann, mit dem ich die engsten Kontakte pflegte. Ihn nahm ich mit, als ich im Sommer mit der europäischen Grünen-Sprecherin Rebecca Harms zusammentraf. Heute habe ich ihm meine Solidarität ausgedrückt.

Florian Kronbichler

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