Florian
Kronbichler


Das Land getraut sich nicht

 

Wer wird über das Schicksal unserer Landkrankenhäuser, und auch über deren Geburten-Stationen, letztlich entscheiden? Südtirol selber oder ein „Brief aus Rom“? Der Brief einer Ministerialbeamtin? Wie es aussieht, entscheidet Rom. Oder um es genau zu sagen: Natürlich entscheidet Südtirol, entscheidet die Landesregierung, aber es soll so aussehen, als würde Rom entscheiden. Das böse Rom! Denn es soll eine Entscheidung gegen die Land-Krankenhäuser sein, aber wie könnte das autonome Land Südtirol sich getrauen, autonom so eine Entscheidung gegen seine Landbevölkerung zu fällen? Die Bozner Sanitätslobby will, der Unternehmerverband will, „die Zeitung“ will, die Landesregierung muss wollen, wie sehr sie auch weiß, es ist politischer, jedenfalls parteipolitischer Selbstmord.

Gesundheitslandesrätin Stocker will, aber will es nicht gewesen sein. Die Martha hat das Karl-Valentin-Syndrom: Mögen täte sie schon wollen, aber dürfen getraut sie sich nicht.“

Es geht darum: ob Stocker, ob die Landesregierung, ob Südtirol sich getraut zu dürfen. Getraut es sich, einen Brief aus dem Gesundheitsministerium für das zu halten, was er ist, nämlich einen Brief, und nicht für mehr als Volkes Wille, Autonomie und Landesgesetze zusammengenommen, dann findet sich eine Weg. Das Problem ist, dass im Fall Land-Krankenhäuser das Land nur noch Gründe sucht, warum es nicht geht.

Die junge Südtiroler Landesregierung sollte ein bisschen Südtiroler Landesgeschichte studieren: Das meiste, was Südtirol zu einem (immer noch) einzigartigen Land macht, wurde die letzten 50 Jahre meist gegen den jeweils herrschenden Zeitgeist durchgesetzt. „Normal“ und „modern“ wäre eine noch viel größere Zentralisierung von Wirtschaft, Verwaltung, Kultur in Bozen. „Normal“ gäbe es auf dem Land „draußen“ weniger Betriebe, weniger Leben, weniger Menschen. Wollen wir normaler werden.

Es sieht so aus. Dass in Innichen, Sterzing, Schlanders nicht mehr geboren werden wird, ist normal. Normal ist schlecht. Ich will nicht normalisiert sterben.

Florian Kronbichler

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