Schämen wir uns!
Landeshauptmann Kompatscher war in Rom beim Regierungschef, Landesrat Theiner auch bei irgendwem, die „autonomen Erfolge“ bei der Verfassungsreform wurden gewürdigt, der Stilfersjoch-Nationalpark ein bisschen provinzialisiert, und dem Regierungschef die Erneuerung seines Versprechens abgerungen, demnächst zu einem Schitag ins Land zu kommen.
Das alles ist wichtig, und nehmen wir das Land bei der Ehre, dass es aus einem Nationalpark nicht – wie leider zu befürchten steht – nicht einen banalen, landesüblichen Naturpark macht. Autonomie in Ehren, aber bitte, um es autonom besser zu machen, was beim Nationalpark leicht möglich ist. Das Land soll den Ehrgeiz haben, die Befürchtungen der Schutzverbände zu widerlegen.
Aber ich mag heute nicht autonome Erbsenzählerei betreiben. In Minsk in der Ukraine wird um den Frieden in Europa gerungen, und vor Sizilien sind 300 und mehr Menschen ertrunken. Solang auf unsere Verantwortung hin Menschen auf der Flucht sterben, massenweise sterben, sind Autonomie-Geschäfte Ablenkung und blanker Zynismus. Europäische Politiker machen kriegerische Drohgebärden und sind nicht imstand, Kriegsopfer zu retten, geschweige zu beherbergen. Schämen wir uns! Auch Südtirol lebt und stirbt vor Lampedusa.
Florian Kronbichler