Florian
Kronbichler


Südtiroler Faßnacht-Diplomatie

 

Landeshauptmann Kompatscher war gestern, Faschingsdienstag, in Rom, morgen ist er Wien, und dazwischen ist heute Aschermittwoch. Wenn Wien nicht spektakulärer wird, als es Rom zum Faschingsausklang war, und danach sieht es aus, dann wird dies keine Südtirol-, keine Kompatscher-Woche gewesen sein. In Rom machte der junge LH einen ziemlich unbeachteten, ja, unterbeschäftigten Eindruck. Nur Unterstaatssekretär Lotti, Renzis Lauser, hörte ihm auf. Für Wien haben mich heute österreichische Medienkollegen kontaktiert: Ob ich wisse, was der Landeshauptmann morgen in Wien wohl zu sagen habe wird. Ich wusste nichts Rechtes, sie wussten nichts, wir einigten uns, es werde halt so ein Besuch werden, und ein Thema für die Pressemitteilung werde sich schon finden.

Themennot. Normalerweise gibt’s nicht Besseres zwischen Nachbarn, nur in Südtirol ist solches Grund für Nervosität. Was erfinden, wenn es zwischen Wien und Rom zu Südtirol nichts Ernstes zu bereden gibt? Ein Finanzabkommen gab’s zwischen Rom und Bozen, Renzi hat das dem Faymann schriftlich mitgeteilt, Faymann hat es artig zur Kenntnis genommen und zurückgeschrieben; alles paletti, die Schriftgelehrten der Parteien versuchen jetzt, dem Briefwechsel „völkerrechtliches“ Gewicht beizumessen; es wird schwierig sein, aber solang keine der beiden Seiten dementiert …, spielen wir halt.

In deutschen Landen, den süddeutschen zumal, ist der Aschermittwoch traditionell ein Tag der politischen Sprücheklopferei. Nicht zwischen Rom und Wien, aber auf dem kleinen Spielfeld zwischen Bozen und Innsbruck ist heute auch ein bissl geklopft worden: Kompatscher in der Tiroler Tageszeitung zur Doppelstaatsbürgerschaft für Südtirol. Bin neugierig, wie lang dieses Nicht-Thema noch aufgetischt werden kann. Kompatscher erliegt leider immer noch der Erpressung der Völkischen, wenn auch nur ein wenig. „Mehr Schaden als Nutzen“ richte die Diskussion an, sagte er der TT.

Immerhin, ist schon fast schneidig. Ich kann Kompatscher nur raten, er soll sich ein Herz fassen und dem Spuk von sich aus ein Ende bereiten. Sonst, wetten?, tut’s Österreich, und wir sollten unser Schutzland nicht in die peinliche Lage bringen, es tun zu müssen. Die Forderung nach Doppelstaatsbürgerschaft ist eine politische Dummheit, dreist, unverdient, und brächte nur Streit ins Land. Davon haben wir sonst genug.

Kompatscher, da vertrau ich ihm, wird die Dummheit schon nicht auftischen. Es sei denn, aus Mangel an sonst welchem Gesprächsstoff. Aber was sonst? Fürs Klagen ist auch der beste Moment. Das staatliche Statistikinstitut Istat hat Südtirol soeben zur Provinz mit dem höchsten Prokopf-Einkommen Italiens ausgewiesen. Nach Mailand! Was unseren Reichtum noch unverhältnismäßiger aussehen lässt. Durnwalder hat mit solchen Statistiken immer gleich groß getan. Dem Nachfolger, so sieht’s aus, ist der Rekord eher peinlich. Spitzenreiter sein ist kein günstiges Unterpfand für Fordern nach mehr.

Es wird unserem Landeshauptmann morgen in Wien gehen wie gestern in Rom: Was wollen die denn noch? Der Arno freilich hat Manieren, und wenn ihm sonst nichts einfällt, … redet er halt ein bissl über die Europaregion Tirol. Ist dankbar und tut niemandem weh. Gute Fahrt, LH!

Florian Kronbichler

Flor now
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