Florian
Kronbichler


Der abgetakelte Staatsbesuch

 

Hatte am End’ nur ich etwas falsch verstanden? Das nun um „Vertrauensjournalisten“ aufgerüstete Landespresseamt hat die ganze Woche den „Empfang“ unseres Landeshauptmannes Kompatscher beim neuen Staatspräsidenten Mattarella angekündigt. Täglich. So wie die Meldungen sich lasen und anhörten, konnte es sich um nichts anderes handeln als um einen Exklusiv-Empfang. Der Staatspräsident und der Landeshauptmann. Wie letzte Woche in Wien beim Fischer, so diesmal in Rom bei Mattarella – das war die Botschaft.

Auch die SVP-Römer mussten das so verstanden haben. Sie waren am Donnerstag etwas aufgeregt, und vor allem alle da. Der Landeshauptmann ist ein freundlicher Mann und lässt an „Südtirol-Gipfeln“ normalerweise großzügig teilnehmen. Wer einen Spitzbart trug, ließ sich diesen beim Kammerbarbier frisch frisieren. Um zu sagen: Man richtete sich her fürs Gruppenfoto mit dem Presidente. Ich streite nicht ab, ein klein wenig eifersüchtig gewesen zu sein. Die dürfen immer, ich nie.

Dann kam am späteren Vormittag die Meldung: Treffen mit Staatspräsident abgesagt. Ungewitter hatten den Flugverkehr durcheinander gebracht. Ich, bös meinend, dachte natürlich und nicht ohne Schadenfreude an den Flughafen Bozen. Es soll diesmal aber der von Turin gewesen sein. Piemonts Landeshauptmann Sergio Chiamparini konnte nicht starten, und weil dieser Präsident der Regionen-Konferenz ist, ließ der Quirinal den Empfang kurzfristig vertagen.
Aber warum Chiamparinis wegen? Piemont ist doch keine Region mit Sonderstatut. Die Rückzugsmeldung aus dem Landhaus sprach nämlich zuletzt nicht mehr von Empfang für Kompatscher, aber immerhin noch für die Präsidenten der Sonderregionen.

Als schließlich alles futsch war, der „Staatsempfang“ ins Wasser fiel und die Regional- und Provinzpräsidenten, soweit angereist, unter ihresgleichen tagten, wurde auch vom heimatlichen PR-Dienst alles auf Business as usual zurückgefahren: Ausgefallen war nur ein „Empfang des Staatspräsidenten für die Regionen-Vertreter“. Also nicht der Rede wert.

Florian Kronbichler

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