Wer nur mich liest, ist arm dran. Vom Wichtigsten, was im Parlament passiert, erfährt er nichts. Er hat nichts erfahren von dem, was seit einer Woche uns Abgeordnete fast Tag und Nacht in Beschlag hält. Oder hat hier etwa jemand etwas über die Schulreform, Matteo Renzis „buona scuola“, erfahren?
Aber meine Leser sind nicht dumm. Sie gehen lesend gern fremd, und ich bin da großzügig: Sollen sie! Ich schreibe hier nichts, wovon ich weiß, dass sie es anderswo auch und besser lesen können. Was schon in der Zeitung steht, dafür ist hier der Platz schade. Ich erinnere nur ab und zu daran – für Neu-Leser. Meine Lesergemeinde wächst nämlich stetig.
Die „buona scuola“, aber das wisst ihr eh, ist nicht so, wie sie heißt. Warum nur muss in diesem Staat jede Regierung ihre Schulreform haben? Berlinguer (Luigi), Fioroni, Gelmini … und jetzt Giannini. Letztere wird nicht nach der Bildungsministerin Stefania Giannini benannt bleiben, sondern unvermeidlich nach dem Chef „Renzi-Reform“ heißen, wie alles momentan. In der Regel blieben die Schulreformen Reformen dem Namen nach. Öfter war die Wirklichkeit stärker, und alles blieb, wie es immer war – grosso modo, und es war nicht zum Nachteil der Jugend. Die Schule braucht vom Staat Geld – und sonst Ruh.
Freilich steht zu befürchten, dass die gegenwärtige Renzi-Schulreform mit dieser Tradition bricht. Für die Schule wird weniger Geld da sein, und mit der Ruh ist es auf jeden Fall dahin: Wir werden eine arg Renzi’sche Schule haben: der Direktor ein Generalbevollmächtigter, die Mitbestimmungsräte gezähmt, die Bildungsziele marktgemäß, das Ideal die Betriebe (die es nicht gibt), die privaten Diplomifizien staatlich gefördert.
Ich weiß viele, gute Gründe, gegen diese Schulreform zu sein. Mich tröstet aber, sie ist zu unrealistisch, um sich in ihrer ganzen Bedenklichkeit durchzusetzen. Das lässt mich optimistisch bleiben. Das und der Idealismus der Lehrerinnen und Lehrer, der nicht zu erschüttern ist.

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