Eine Woche für die Flüchtlinge
Ein Samstag-Sonntag der Solidaritätsbekundungen mit den Flüchtlingen. Samstag Vormittag unter bunten Schirmen (symbolisch für Schutz) durch die Gassen von Bozen bis zum Bahnhof. Bunt wie die Schirme auch die Teilnehmer: Einheimische, Einwanderer, Mitarbeitende der Hilfsverbände Caritas und Voluntarius, Freiwilligenhelfende und wir normale, aber viele Sympathisanten. Alle vereint unter dem Aufruf: Solidarität für die Flüchtlinge.
Eine zahlenmäßig bescheidenere, aber keineswegs weniger bunte Schar am Sonntag, späten Nachmittag, im Garten der Religionen am Eisackufer nahe der Loretobrücke. Diesmal eine ökumenisch religiöse Solidaritätsfeier für Flüchtlinge und Migranten allgemein. Bischof Muser persönlich war gekommen, Schriftstellen aus den jeweiligen heiligen Büchern lasen Vertreter der jüdischen, islamischen und christlichen Religionsgemeinschaften. Der evangelische Pastor von Bozen übte mit allen Teilnehmern schnell ein Lied ein, und das lateinische „Dona nobis pacem“ wurde sprachübergreifend vom Blatt gesungen. Soziallandesrätin Martha Stocker rief abschließend die Südtiroler und ihre Verantwortungsträger aller Arten und Ränge zum Tür-Öffnen auf. Zum Ausklang gab’s Mitgebrachtes.
Eigentlich war es für mich eine ganze Flüchtlings-Woche. Schon am Montag früh trafen wir uns in den neu adaptierten Räumen für Flüchtlinge am Bahnhof. Die Rote-Kreuz-Ärztin führte mich durch ihr Feld-Lazarett. Gegen Mittag nahm ich im Kerker von Bozen an der Diplom-Verleihung für Häftlinge teil, die erfolgreich ihre jeweiligen Kurse abgeschlossen haben. Etwa 25 Prämierte gab es. Für Arbeiten und Prüfungen in ganz unterschiedlichen Bereichen: etwa als Koch, Schneider, Maler, Kunsthandwerk, Musizieren auf diversen Instrumente. Und was mich überraschte: Natürlich sind der Großteil der derzeit etwa 70 Insassen des Bozner Gefängnisses Migranten. Aber unter den 25 Diplomierten dieses Jahrgangs befand sich ein einziger italienischer Staatsbürger. Dieser freilich war in seinem Fach, Schauspiel: ein Künstler.
Am Mittwoch hatte ich Gelegenheit, in der Kammer, zu einer Resolution die Stimmabgabeerklärung für meine Gruppe zu nutzen, um die Flüchtlingssituation in Bozen und an der Brennergrenze darzulegen.
Fotos: Flüchtlingstage in Bozen, am Samstag durch die Stadt, am Sonntag im Garten der Religionen.
Florian Kronbichler