Bei den Gewerkschaften, den Feministinnen und der SH
Das war ein heftiger Wochenend-Auftakt. Ich komme gestern, Freitag, um 3 mit dem Zug aus Rom heim nach Bozen. Um 5 beginnt am Musterplatz die Anti-TTIP-Kundgebung der Gewerkschaften. Ich bin TTIP-Sprecher meiner Parlamentsgruppe, selbstverständlich Anti-TTIP, war in der Sache schon zweimal in Brüssel und einmal in Berlin unterwegs, klar muss ich in Bozen hin.
Gewerkschafter aller Gewerkschaften sind da, am Podium moderiert Markus Lobis, selber rühriger Anti-TTIP-Aktivist, die Diskussion. Bei sich hat er einschlägig kompetente Gewerkschafter und den Fünf-Sterne-Landtagsabgeor
Um 6 beginnt die Gedächtnisfeier zum 30 Todesjahr von Andreina Emeri. Veranstaltet von den Grünen Frauen, war es eine sinnige, stimmige und zudem jenseits aller Erwartungen erfolgreiche Veranstaltung. Sinnig gewählt der Ort: zunächst in der Andreina-Emeri-Straße. Geehrt hat die Gemeinde Bozen mit dieser Namensgebung eine Frau, die mit Fug und Recht als eine Mutter der Bozner Frauenbewegung gilt. Von hier spazierten wir zum Anne-Frank-Park (auch ein beziehungsreicher Name), wo im dortigen Bürgersaal (wir befinden uns tief jenseits der Reschenstraße in Neu-Bozen) die eigentliche Feier stattfand.
Geboren 1936 als Andreina Ardizoni, heiratet sie jung den 13 Jahre älteren Anwalt und zeitweise sozialistischen Stadtrat von Bozen, Claudio Emeri. Zusammen haben sie 4 Kinder, Andreina wird selbst Anwältin, gründet zusammen mit anderen Frauen das Frauenkollektiv „Alexandra Kollontai“, Bozens erste feministische Gruppe und später die seither bekanntere Frauenberatungsinitiative Aied.
Zusammen mit Alexander Langer zieht Andreina Emeri 1983 fürs „andere Südtirol“ in den Landtag ein. Zwei Jahre später, im Sommer 1985, stirbt sie auf einer Urlaubsreise in Norwegen. Verblüffend ist eine biografische Parallele zwischen den beiden: Andreina Emeri ist genau 10 Jahre vor Alexander Langer geboren und genau zehn Jahre vor diesem gestorben, beide knapp vor ihrem 50. Geburtstag.
Über Andreina Emeri hat zum 20. Todesjahr, also vor 10 Jahren, die Historikerin Ingrid Facchinelli ein schönes Büchlein herausgegeben. Inzwischen ist es neu aufgelegt, und es ist weiterhin eine lohnende Lektüre. Am Freitag Abend, vor erstaunlich vielen jungen Frauen, Frauen, die Andreina Emeri gar nicht persönlich gekannt haben können, sprachen Andreinas Tochter Valentina sowie „Zeitzeuginnen“ Mimma Battisti, Luisa Gnecchi und Grazia Barbieri über ihre Freundin und Mitkämpferin von einst. Ein eindrucksvoller Gedächtnisabend!
Ich aber musste weiter, auf Schloss Maretsch, hier beging die Südtiroler HochschülerInnenschaft – SH-Asus (so schreibt sie sich) ich 60jähriges. Für mich ein lieber Pflichttermin, war ich doch zweimal (1975-76, 76-77) ihr Vorsitzender. Ein bisschen gemütlich geworden ist der Verein, scheint mir. Und den Aussagen einiger ihrer offiziellen Redner nach zu schließen, scheint das den heute Studierenden selber auch.
Den unterhaltenden Teil, dein eine sympathisch gemischte Auswahl aus 60 Jahren SH-Geschichte bestritt (u. a. mit Altvorsitzendem Luis Durnwalder und Dauer-Feindbild Dolomiten-Chef Toni Ebner), versäumte ich. Es soll recht launig dabei hergegangen sein. Den Festvortrag von Karl Heinz Töchterle, Altphilologe in Innsbruck und ehemals Wissenschaftsminister, erreichte ich noch, und es war ein Gewinn. Töchterle sprach darüber, was Universität war, ist und nicht werden soll.
Das Liebenswürdigste freilich, wie immer mehr, je älter die Geburtstage fallen, auch beim SH-Geburtstag: Man trifft so viele Bekannte, die man so lang nicht mehr sah.
Foto: Die Andreina-Emeri-Gedächtnisf
Florian Kronbichler