Florian
Kronbichler


Solidarität? Allenfalls Neid!

Ich fühle mich von Berichten zur angeblich mangelnden Solidarität mit Francesco in die Pflicht gerufen. Das habe ich dazu zu sagen.

Warum nicht mehr öffentliche Entrüstung? Namentlich die Grünen wurden von „Salto“ der Unterlassung von Hilfeleistung geziehen. Hans Heiss hat, wie immer, darauf recht einsichtige Antworten gegeben und, wie immer, auf Erregung mit Argumenten reagiert. Für alle, die glauben, wissen zu dürfen: Ich habe Palermo sofort nach Platzen des ersten Dolomiten-Knallfrosches ein freundschaftlich-kollegiales SMS geschickt, „Francesco, tranquillo, mach dir nichts draus!“ Nicht weil ich der Meinung war, es sei ihm weiß Gott was Schlimmes zugestoßen, sondern einzig weil ich seine Dünnhäutigkeit kenne.

Aber sonst? Die Kampagne der Dolomiten war doch schon bekannt. Sie hat vorher andere getroffen und wird weitere nicht verschonen. Wenn man sich über etwas wundern durfte, dann waren das allenfalls die vorschnellen und unbedachten Reaktionen des Landeshauptmannes und des SVP-Obmannes. Von den anderen, den sogenannten „deutschen Oppositionen“ war es wie zu erwarten und also nicht zu wundern. Im Unterschied zu diesen ist es von Kompatscher und Achammer allerdings schon sträflich, dass sie angesichts nicht nur der Person und der bekannten Haltung Palermos, sondern selbst angesichts des Wortlauts des natürlich miesen Artikels dieses Herrn Gstrein zu derart leichtfertigen Vorverurteilungen fanden. Es steht im Artikel ja nichts, was ein Autonomist und Minderheitenschützer  nicht sagen dürfte.

Wer sich über die Dolomiten-Kampagne gegen (diesmal) Palermo so heftig erregt, ist meiner Meinung selber der Kampagne schon zum Opfer gefallen. Ich bin überzeugt, Francesco Palermo braucht keine öffentliche Solidarität. Er hat sie nicht nötig. Der Vorwurf der Autonomiefeindlichkeit ist bereits mit der Lektüre des ersten Artikels schon in sich zusammengefallen. Dass ihn die Zeitung tagelang mit Schlagzeilen, dick wie Schlaglatten, auf der Titelseite weiterzieht, ist reine Selbstrechtfertigung für den einmal begangenen Fehler. Dummes Durchhalte-Benehmen. Das schlichteste Dolomitenleser-Gemüt versteht das.

Drum: Kein Mitleid, kein Beileid für Francesco Palermo. Es würde ihn beleidigen. Allenfalls fühle ich Neid. Mich belegt die Zeitung seit je mit der Höchststrafe, und das ist totschweigen. Ich heroisiere das nicht. Es ist das ganz normale Oppositionellenschicksal. Spricht nicht für die Zeitung, aber wir kennen einander doch. Deshalb, lieber Francesco und liebe alle, die es ihm gut meinen, nicht weinerlich sein und keine Rührseligkeiten jetzt! „Viel Feind, viel Ehr.“ Ist ein zynischer Satz, diesmal ist er aber wahr. Ich gönn Francesco die Ehr.

Florian Kronbichler

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