Nationalpark Stilfser Joch – ein Kompromiss
Schon gut: Was jahrelang als „Meilenstein der Autonomie“ angekündigt wurde, will am Ende auch als solcher vermarktet werden. Auch wenn das Ergebnis der Wirklichkeit nicht und dem Wunschziel schon gar nicht entspricht. Der Wahrheit zuliebe muss zur Nachricht über die von der Regierung genehmigte Durchführungsbestimmung zum Stilfserjoch-Nationalpark richtig gestellt werden: Das Ergebnis ist weit weniger triumphal, als von den SVP-Verhandlern dargestellt. Es gibt keine „autonome Verwaltung“ des Südtiroler Teils des Nationalparks, es gibt darin auch keine autonome Regelung der Jagd, der Park bleibt ein einheitlicher Nationalpark unter einheitlicher Koordination, und das letzte Wort hat in allen Fragen das Umweltministerium in Rom. Ohne dessen Einverständnis geht weiterhin gar nichts.
Wahr ist: Die Regelung ist ein Kompromiss. Er widerspricht den Todesklagen, die manche nationalen Naturschutzverbände weiterhin auf den Stilfserjoch-Nationalpark singen werden. Für sie gilt der Nationalpark für „provinzialisiert“, was nicht stimmt.
Der Kompromiss rechtfertigt aber auch keineswegs das Siegesgetöse, mit dem die Landesvertreter ihn den Südtirolern verkaufen will. Von einer „Heimholung“ und Südtirol-Einhausung des Nationalparks, die Senator Zeller seinem Wahlbezirk seit Jahren versprochen hat, kann keine Rede sein. Für eine solche gibt es selbst unter Fachleuten sowie Touristikern kein Interesse mehr.
Der Nationalpark hat sein „Besatzungs“-Image weitgehend verloren, sein Wert für den Tourismus überwiegt die Nachteile für die Landwirtschaft (die entschädigt werden können), und gegen strengere Jagdbestimmungen hat auch die Südtiroler Gesellschaft nichts mehr.
Florian Kronbichler