Florian
Kronbichler


Jedem Menschen seinen Garten!

 

 

Es ist die fantastischste, unrealistischste, aber auch liebenswerteste Idee, die ich in meinem Parlamentarierleben betrieben habe werde. Ich gehöre der glücklichen Minderheit an, die einen eigenen Garten hat. Auch gärtnere ich selber von klein auf und immer noch. Ich habe diese mir liebste Freizeit-Tätigkeit auch durch keinen politischen Wartestand unterbrochen. Und dennoch: Diese meine sehr private Freude zum Gegenstand meines politischen Engagements zu machen, auf diese Idee wäre ich von alleine nicht gekommen.

 

Es bedurfte des Anstoßes durch die Grüne Landtagsfraktion, der Grünen-Vorsitzenden Brigitte Foppa in erster Person. Sie hat im Landtag den Begehrensantrag „Gärten als Menschenrecht – Anche l’orto tra i diritti umani“ eingebracht. Darin werden Parlament und Staatregierung aufgefordert, bei den Vereinigten Staaten auf die Verankerung des Grundrechtes auf einen Garten im Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte zu bestehen.

 

Als Vertreter der Südtiroler Grünen im italienischen Parlament fühle ich es als Pflicht und Ehre, den Antrag der Grünen-Freunde vom Landtag parlamentarisch zu betreiben. Ich habe damit bereits begonnen und bin auch schon auf die erwarteten Vorbehalte gestoßen. Einen Garten für jeden zu fordern, in einer Gesellschaft, die um Wohnrecht, Arbeit und Mindestlohn streitet, klingt fürwahr ungewohnt. Meine Ansprechperson im Gesetzgebungsamt sah jedenfalls sehr verwundert bis entgeistert drein. Auf meine Nachfrage, ob es ihr nicht gut ginge, antwortete sie mir: „No, no, ho solo un attimo pensato a Mexico City e Mumbai“.

 

Denke ich ja auch. Und je länger ich daran denke, desto mehr überzeugt mich die Idee. Rechte müssen am meisten für jene eingefordert werden, die sie am wenigsten haben. Garten und Garteln dürfen kein Luxus bleiben. Auch erfordert der Garten keine Mindestgröße und das Garteln keine Mindestdauer. Jedem sein Gemüse-, Kräuter- oder Blumenkistchen am Fensterbrett wäre schon eine Kulturrevolution.

 

Denn dass die Entfremdung von der Arbeit mit der Erde den Mensch ärmer, einfältiger, kränker macht, davon bin ich fest überzeugt. Dem modernen Menschen den Garten zurückzugeben, wäre ein Akt globaler Wiedergutmachung. Vergleichbar dem Anspruch, die von Menschenhand verursachte Erderwärmung einzudämmen, und für dieses Ziel vielleicht unerlässlich. Allein die Idee hochzuhalten, ist schon hilfreich.

Florian Kronbichler

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