Florian
Kronbichler


Bis die Mikrofone streiken.

 

 

Heute mittag, wir behandeln gerade den Staatshaushalt 2016, blieben plötzlich die Mikrofone aller Abgeordneten stumm. Die Lautsprecher-Anlage versagte. Einzig das Mikrofon der Präsidentin funktionierte noch. Dem Sprecher der Regierungspartei PD musste ein Handmikrofon in den Saal gebracht werden, damit er seine Wortmeldung abschließen konnte.

Wir nutzten die Pause zum Mittagessen. Inzwischen wird wieder laut gesprochen. Ich will nicht vertiefen, was. Nur, wenn es einem ganzen Parlament die Sprache verschlägt (Parlament, wohlgemerkt, kommt von parlare.), ist es nicht das Gleiche, wie wenn nur ich selber heiser wäre. Dieses vertrüge die Demokratie. So jedoch müssen unweigerlich letzte Fragen gestellt werden.

War es die Technik? Dann hätte der Verfall des alten Roms heute seine neuzeitliche Fortsetzung gefunden. War es der Mensch? Schwerlich. So viele Parlamentarier gibt es nicht, die eine
Lautsprecheranlage bedienen und folglich auch außer Kraft setzen könnten. Oder lag es am Verhältnis zwischen den beiden, Technik und Mensch? Ich schließe das nicht aus. Mikrofone sind sensible – ich sag nicht: Seelchen, aber immerhin Wesen, und ich traue einem Mikrofon, zumal einem parlamentarischen, zu, dass auch es eine Schmerzgrenze hat in Sachen Geschwätz, dummem Gerede und Schamlosigkeiten. Diese ist heute, Haushaltsdebatte, entschieden langzeitig und parteiübergreifend durchbrochen worden.

Momentan wird wieder gesprochen, äh, geschrien. Aber noch ist lang nicht Mitternacht. Mikrofone, parlamentarische, verschwört euch gegen uns.

Florian Kronbichler


Flor now
Facebook Link