Ferien-Abschluss im Kerker
Die Parlamentsweihnacht geht zu Ende. Manch einer hat sich mokiert über die langen „Politikerferien“. Gut, Kritik, wär noch schöner!, sei jedem unbenommen. Ich habe freilich nicht das Gefühl, über Weihnachten nicht politisch tätig gewesen zu sein. Ich habe ein bissl das Land bereist, von Westen bis Osten, manches Seitental nicht vergessen, habe politische Aktivisten besucht, Gemeinderäte der Bürgerlisten, den einen und anderen Bürgermeister, leider nicht alle, die ich besuchen wollte; dazu fand ich Zeit zu Treffen, für die ich bei laufendem Parlamentsbetrieb nicht Zeit habe, und heute vormittag, gewissermaßen zum krönenden Abschluss meiner Ferientätigkeit, war ich auf Besuch im Gefängnis von Bozen.
Wer mich liest, weiß ja: Ich bin der letzte Mohikaner des alten Bozner Kerkers. Bin weiterhin der Überzeugung, dass er im Vergleich zu den neuen Gefängnisanlagen (wie Trient z. B. und demnächst auch in Bozen) einen Rest an Gemütlichkeit und Atmosphäre von Menschlichkeit ausstrahlt. Die Gefangenen werden ihm nachweinen, wenn sie dereinst in Bozen-Süd, hochsteril und videoüberwacht und nach allen Regeln neuzeitlicher Hygiene einsitzen werden.
Ich habe heute mit Gefängnisdirektorin Annarita Nuzzaci (Bild) über das jüngste Gerücht gesprochen, wonach islamische Häftlinge terrorismusverdächtige Internet-Kontakte pflegen würden. Scheint alles erstunken und erlogen. Es gibt im Gefängnis keinen Internetzugang für Häftlinge, jedenfalls keinen legalen. Ob jemand per Smartphon heimlich Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen imstande war? Mein Gott, bei allem, was sonst noch in Gefängnisse eingeschleppt wird, wer könnte das bestreiten?
Ab Montag wird wieder in Rom gesessen. Ich habe nicht das Gefühl, zu viele Ferien genossen zu haben. Ich tat viel Wichtiges. Und dass ich es gern tat, – sollte ich mich dafür entschuldigen?