Florian
Kronbichler


Und zu nichts gut

 

„Gutmensch“ ist das deutsche Unwort des Jahres. So weit ist es also gekommen: Das Schlimmste, was einem fortan passieren kann, ist, dass er „Gutmensch!“ an den Kopf geworfen bekommt. Wer gut sein, Gutes tun oder noch schlimmer: Gutes teilen will, macht sich lächerlich. Ein naiver Tropf ist er, hat nichts kapiert und handelt folglich verkehrt. Gutmenschlich halt. Gutmenschlichkeit ist die neue Volksseuche. Sie führt zu Verständnis, Mitleid gar, und schließlich, wenn sie flächengreifend auftritt, so wie dieses Jahr am Beispiel der Flüchtlinge, zu fahrlässiger Selbstaufgabe.
Gutmenschen sind schon auch Menschen (das ist ja das Schlimme dran), aber genau genommen sind sie Menschenfresser. „Miese Bazillen“, um es auf Stammtischdeutsch zu sagen. Sie greifen den noch nicht angekränkelten Teil des Volkskörpers an und zersetzen dessen Wehrkraft und gesunden Instinkte für Gefahren. Der Gutmensch ist das Gegenteil vom Wutmenschen und stört diesen am Gutes Tun. Und gut ist, was – wie mein ladinischer Parlamentskollege in anderem Zusammenhang gern sagt – „unser Land voranbringt“. Gutmenschen sind wie ich: gut situiert und zu nichts gut.

Florian Kronbichler

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