Florian
Kronbichler


Heiliger Florian, schütz unser Haus, zünd’ andere an!

Dass wir Heulsusen sind und Schnorrer, das weiß man in Wien, und es hat sich dran gewöhnt. Dass uns klagen und betteln nicht mehr reicht, sondern dass wir auch frech werden können und Österreich vorschreiben wollen, was es zu tun hat, diese Erfahrung muss Mama Schutzmacht in diesen Tagen machen. Wäre ich Österreich, würde ich uns verwöhnte Lümmel zum Teufel wünschen.

Oder war es etwa nicht schlicht frech, wie Europaparlamentarier Herbert Dorfmann am Sonntag in der Rai-Südtirol Bundeskanzler Faymann und Landeshauptmann Platter abgekanzelt hat? Die beiden hatten sich unterstanden, angesichts des Flüchtlings-Notstands von einer Aussetzung des Schengen-Abkommens auch an den Grenzübergängen zu Italien zu reden. Nur zu reden, wohlgemerkt. Geschehen ist es ohnehin nicht. 

Unser Dorfmann fand dafür Worte, ja Drohungen, die einem Schutzbefohlenen (sind wir doch, oder?) seiner Schutzpatronin gegenüber nicht ansteht. „Kann doch nicht sein, dass…“, „Wenn Österreich damit anfängt, dann …“ Hätte grad noch gefehlt, dass der Südtiroler in Europa Österreich vors Menschenrechttribunal zitiert hätte. Kein Wort der Anerkennung, dass Österreich in all diesen schwierigen Monaten so gut wie keine Flüchtlinge an den Südtirol-österreichischen Grenzen rückverwiesen hat. Kein Wort hingegen, dass, im Gegenteil, die italienische Grenzpolizei letzte Woche 200 Flüchtlinge nach Österreich rückverwiesen hat. 

Und noch schlimmer: Welcher Teufel reitet neuerdings den Landeshauptmann? Sonst so moderat, so bedächtig und den (wenigen) Flüchtlingen im eigenen Land gegenüber fürsorglich gesinnt, kommt er Österreich plötzlich ebenfalls mit den Genagelten: „Schengen in Frage stellen? Kommt nicht in Frage!“, tönt Kompatscher heute auf „salto.bz“. Dazu die unerhörte Belehrung: „Österreich soll die Grenze zu Slowenien besser schützen!“. Unerhört und schäbig! Die Grenze zu uns nicht, zu Slowenien schon. Heiliger Florian, schütz unser Haus , zünd’ andere an! 

Quousque tandem abutere, Catilina, patientia nostra! Den Namen Catilina mit Südtirol ersetzend: Wien muss dieser Ausruf Ciceros immer öfter auf den Lippen liegen. Irgendwann wird es ihn offen aussprechen: Wie lang wollt ihr uns noch …? Im Grund: Andreas Khol hat es letzte Woche schon ausgesprochen: Er hat gesagt, das Ding mit der Doppelstaatsbürgerschaft ist Unfug, unnütz, unrealistisch, gefährlich. So lang haben wir geeiert. Und so lang haben es auch die Höchstverantwortlichen im Land, auch der Landeshauptmann, treiben lassen. Nicht einmal der Landeshauptmann, der selbst dagegen ist, hatte die Schneid, offen zu sagen: aufhören mit der Forderung nach Doppelstaatsbürgerschaft! Jetzt hat es der Mann sagen müssen, der wahrscheinlich nächster österreichischer Bundespräsident wird. Danke, Herr Khol.

Foto aus Salto.bz

Florian Kronbichler

Auf Facebook diskutieren


Flor now
Facebook Link