Droit de l’homme – Glückliches Deutsch, triste francais
Doch – ich erkläre es am Beispiel eines Abänderungsantrags: Mehrere Ausschussmitglieder – Frauen wie Männer – schlagen vor, im französischen Text den Ausdruck „droits de l’homme“ zu ersetzen mit dem gendergerechteren „droits humains“. Homme steht im Französischen für uomo und heißt streng genommen, so wie im Italienischen, Mann, steht aber auch für Mensch allgemein. Für die Feministen gilt das nicht. Homme ist Mann und basta.
Die Engländer sind bei dieser Frage fein heraußen. Ihre Sprache ist geschlechterneutral. Sie sprachen seit je von „human rights“. Die Italienerinnen sind schon früher aufgewacht: Für sie gibt’s kein Problem. Sie haben ihre „diritti dell’uomo“ problemlos zu „diritti umani“ korrektisiert.
Und wir Deutschen? Ich wohnte einer halben Stunde Lobpreisungen auf die deutsche Sprache bei. Reihenweise Wortmeldungen, die unsere Sprache als „so viel reicher“ priesen und ihr zu dem Glück gratulierten, zu Mann und Frau hinzu das Wort „Mensch“ zu haben. Menschenrechte! – gut und gleichwertig für Frau und Mann. Das Französische habe das leider nicht.
Warum dann also nicht gleich: droits humains, so wie im Italienischen: diritti umani? Ginge doch? Nein gehe nicht, ereifern sich Franzosen und selbst Französinnen, die sich ausdrücklich als Feministinnen ausweisen. Warum nicht? Ja, da ist dieser ehrbare, glorreiche, geschichtsträchtige Begriff: droit de l’homme. Schon wie wortmächtig das klingt! Bei allem Bekenntnis zum Frauenrecht, auch sprachlich, manchen Französinnen schien es ein schmerzlicher Verzicht, auf das historische „droit de l’homme“ zu verzichten.
Wir taten es mehrheitlich doch. Schutz vor Gewalt an Frauen ist laut Resolution des Europarates fortan auch auf französisch ein „droit humain“. Au revoir, mein altes droit de l’homme!
Foto: Vor dem Europarat in Strassburg solidarisiere ich mich mit protestierenden Kurdenfrauen.