Herr Benko, Sie wollen unser Bestes? Wir geben es Ihnen nicht.
Ostermontag ist so ein Tag, der frei ist von allem. Frei von Arbeit sowieso, aber auch frei von Ehrfurcht für Weihe und Feierlichkeit, wie sie beispielsweise Ostersonntag oder Christtag gebührt. Was ich sagen will: Heute, Ostermontag, getraue ich mich, meine Leser und Freunde wieder mit etwas Politischem zu behelligen. Am Ostertag hätte ich es als ungeziemend empfunden. Man politisiert da nicht. Mir fällt dazu ein abschreckendes Episödchen ein.
Es war Ostersonntag 1995. Gegen Mittag erreicht mich ein Anruf: Es war Alexander Langer. Er befand sich im Zug auf der Fahrt von Florenz nach Bozen und bat mich, ob er mich gegen Abend treffen könne. Seine Aufmerksamkeit für Zeichen und Symbole kennend, wunderte ich mich, dass ausgerechnet er an so einem Tag politische Termine ausmacht. Ich sagte nichts, doch er muss mein Überrascht-Sein gleich gemerkt haben. „Ach, Ostersonntag – frohe Ostern!“ brach es aus ihm heraus. Es war ihm hörbar peinlich. Der Rastlose hatte offenbar seinen Terminkalender derart zugemüllt, dass er darin selbst den Ostersonntag nicht mehr fand. Was ist denn mit dem Langer los?, fragte ich mich unwillkürlich. So zerstreut? Drei Monate später die Nachricht von seinem Selbstmord. Und sofort fiel mir jenes überraschende Telefonat vom Ostersonntag ein. Ob ich hätte etwas verstehen müssen?
Kommen wir zum Ostermontag zurück. Der ist feiertäglich genug, um Zeit zu haben, und doch wieder so weltlich, dass er Politisches verträgt. Ich möchte, weil ich morgen schon wieder weg muss, über die Abstimmung zu Benko sprechen. Dagegen, natürlich. Wir stimmen nicht nur über ein künftiges Einkaufszentrum am Bahnhofspark ab. „Einkaufszentrum“ sagen nicht einmal mehr Benko und alle Benkianer selber. Sie reden von „Aufwertung“, von „“Erneuerung“, von „Beruhigung“ eines Stadtteils, ja von einer „Zukunft“ für ganz Bozen gar. Mit einem Werbeaufgebot, wie Südtirol noch keines sah, auch nicht zu wüstesten Wahlkampf-Zeiten, überziehen sie seit einem Monat die Stadt ihrer Begierde.
Die Botschaft, die Benko und seine Helfershelfer mit allen Tricks moderner Propaganda-Psychologie uns eintrichtern wollen, lautet:
„Wir wollen euer Bestes“.
Unsere Antwort darauf wird lauten: „Wir geben es euch nicht!“
Wir wollen kein Shopping-Center als Tor zur Stadt.
Wir wollen Fehler, die Bozen versäumt hat, nicht nachholen.
Wir glauben nicht das Märchen vom Spekulanten, dem es um „Zukunft für Bozen“ geht.
Wir verkaufen nicht die Demokratie, – um nichts, auch nicht um 200 Millionen Euro.
Wir wollen unsere Stadt selber „erneuern“, „aufwerten“, „beruhigen“, auch um den Preis, dass wir dabei Fehler machen.
Wir wollen kein reicheres, wir wollen ein besseres Bozen, und das ist nicht das Gleiche.
München und Hamburg haben per Volksentscheid nein gesagt zu Olympischen Spielen. Wir wollen nicht minder sein.
„Unser Bestes“ muss unser bleiben, und damit basta.
Deshalb gehen wir hin und stimmen „ablehnend“. Von Dienstag, 29. März, bis Montag, 4. April.
Florian Kronbichler
Kammerabgeordneter