Florian
Kronbichler


Sprache und Gewalt

Vier Stunden Anhörung von Fachleuten, die wissen, wo und womit Gewalt beginnt. Es ist DAS Thema, das sich Kammerpräsidentin Laura Boldrini zum Thema Nummer 1 ihrer Präsidentschaft erwählt hat: der Kampf gegen Diskriminierung aller Art, Hassreden und Sexismus. Sie selbst ist wegen ihres Einsatzes für Flüchtlinge und Frauenrechte die meist angeflegelte Person in Italiens Social-Foren. Boldrini hat vor kurzem einen parlamentarischen Anti-Diskriminierungs-Ausschuss eingesetzt und mich persönlich gebeten, daran teilzunehmen. Ich nehme mich speziell der Probleme der ethnischen Minderheit der Roma an, für den ich vor einem Monat als Vertreter des Europarats in Straßburg gesprochen habe. Besonders werbeträchtig, das weiß ich, ist dieses Engagement in Südtirol nicht. Ich halte es mir jedoch zur Pflicht, als Südtiroler zuerst für eine wirklich diskriminierte Minderheit unter uns einzustehen.

Heute war das Thema Diskriminierung in Sprache und Medien. Dazu referierten Bildungsministerin Giannini und Linguisten wie der ehemalige Bildungsminister De Mauro. In der Diskussion verkniff ich es mir nicht, mich über einiges offen zu wundern. Da ist zum einen das ewige “Monitoring”. Alle Ämter und Institutionen “monitorieren”, also beobachten die Verwilderung im sprachlichen Umgang, zählen die Verfehlungen, aber was tun sie dagegen? Zum zweiten: Hat man ein neues Problemfeld entdeckt (in diesem Fall die Hasssprache), dann wird es erst einmal der Schule aufgebürdet. Lehrer, Eltern, Schulbücher-Autoren sollen jetzt Gewalt eindämmen, angefangen bei der Sprache. Was die Schule nicht noch alles schaffen soll!

Foto: Kammerpräsidentin Laura Boldrini: Zielscheibe Nr. 1 für frauen- und fremdenfeindliche Anwürfe im Internet.

Florian Kronbichler


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