Frei zu tun
Seit Freitag bin ich im Parlamentsurlaub. Aber deswegen nicht im Parlamentarier-Urlaub. Politiker, ich getrau mich das zu sagen, sind ein bisschen wie Bauern. Sie sind nie im Urlaub. Wer es anders sieht, und das kann man, wird sagen, sie sind nie bei der Arbeit. Beide haben keine fixen Arbeitszeiten und keinen festen Arbeitsplatz, und entsprechend variabel ist das Urteil über sie: Es reicht von „die arbeiten nur“ bis „die haben immer frei“. Beides stimmt, und das Gegenteil genauso.
Ich habe meinen Parlamentarier-Urlaub mit der Sommerklausur der Südtiroler Grünen daheim bei der Vorsitzenden Brigitte Foppa am Elsenhof ober Montan begonnen: bei politischen Gesprächen, persönlichen Begegnungen und gutem Essen. Hab also das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden können. Kann man es schöner haben?
Diese Woche werde ich zusammen mit meiner Frau Freunde in Südtirol und im Trentino besuchen. Immer sind das gleichzeitig Ausflüge, und das Private ist dabei nie ganz unpolitisch. Für nächste Woche habe ich den großen Vortrag über den „Fall Aldo Moro“ in St. Ulrich vorzubereiten. Ich beute dafür die in Gröden auf Sommerfrische weilenden Parlamentarierkollegen des Aldo-Moro-Untersuchungsausschusses aus.
So wie schon erfolgreich im vergangenen November im Filmclub Bozen wird der apulische Moro-Spezialist Gero Grassi am Donnerstag, 18. August, um 17.30 Uhr im St. Ulricher Kongresshaus über Hintergründe zu Entführung und Ermordung von Italiens großem Staatsmann referieren. Zusammen mit Grassi wird auch der Präsident des parlamentarischen Aldo-Moro-Untersuchungsausschusses, Beppe Fioroni, in St. Ulrich anwesend sein. Zu den immer noch nicht aufgeklärten Umständen und Hintergründen der Ermordung kommt als Aktualität hinzu, dass diesen Herbst (23. September) der 100. Geburtstag Moros begangen wird. Es dürfte damit am 18. August in St. Ulrich allerhand Zulauf zu erwarten sein.
Gott sei Dank sind Parlamentsferien, der Parlamentarier würd’s sonst nicht dertun.
Florian Kronbichler