Florian
Kronbichler


Referendum: Von Mals bis Salurn

Meine Wochenenden werden in nächster Zeit bis in den Wochenanfang hineinreichen. Ein solches, anstrengend wie anregend, habe ich soeben hinter mir. Referendums-Vorwahlzeit! Ich lasse mich in diesen speziellen Wahlkampf ums Ja oder Nein zu Renzis Verfassungsreform (meins ist ein Nein!) einspannen, so viel ich kann und meine Parlamentarierpflicht es erlaubt. Bis Barbaratag, 4. Dezember wird das so weiter gehen: Dienstag früh bis Donnerstag abends ist Sitzungstag in Rom, Freitag bis Montag gibt’s Referendumsversammlungen in Südtirol und Trentino.
Letzten Freitag war ich in Salurn und Auer. PD-Landessekretärin Liliana Di Fede hatte mich zu einem Streitgespräch mit PD-Senator und Verfassungsrechtler Roberto Cociancich (Mailand) geladen. Ich halte solche Pro&Contra-Veranstaltungen für sinnvoller und ergiebiger als Auftritte einseitig vor eigenem Publikum. Gläubigen zu predigen, ist nicht mein Ehrgeiz. Ich war überrascht, besonders in Salurn, wie viele Leute vom Ort an einem Freitag-Abend um 18 Uhr doch zu einer politischen Diskussion kommen. Der Saal im Noldin-Haus war voll besetzt. Und in Auer um 20 Uhr war es nicht viel anders. Nur hatte ich es mir hier eher erwartet. Schöne Unterlandler Mischung: italienisch und deutsch, Frauen und Männer, Junge und Ältere – fast hätte ich wieder zu glauben begonnen, Politik interessiert doch noch.
Der Montag, gestern, war sehr anstrengend. Vormittag duellierte ich mich (zivil und sportlich, wohlgemerkt!) vor den Maturanten der Oberschule Mals mit Kammerkollegen Abi Plangger. Zweieinhalb Stunden lang. Zu lang (für mich auf jeden Fall, ich fürchte aber, auch für die Schüler). Die Malser Oberschüler haben kompetente und anspruchsvolle Rechtskundelehrer. So fanden wir überdurchschnittlich vorbereitete Schülerinnen und Schüler vor, was uns die Arbeit nicht erleichterte. Beide, Plangger fürs Ja und ich fürs Nein, versuchten wir sachlich zu bleiben und nicht Wahlkampf zu führen.
Nachmittag ging’s weiter zunächst mit einem Interview in Schlanders mit dem „Vinschger Wind“, der Bezirkszeitung von Chefredakteur Erwin Bernhard. Anschließend in der Musikschule mit PD-Senator Giorgio Pagliari (Parma). Hier lernte ich einiges über den Gemütszustand unserer italienischen Mitbürger in der fernen Peripherie und darüber, wie anders sie das Verhältnis Zentralstaat-Autonomie oder Weh und Frommen der so genannten „Schutzklausel“ empfinden. Das Treffen hat mich bestärkt in meiner Überzeugung, dass ein Südtiroler Politiker immer auch bemüht sein muss, sich in die Lage der jeweils anderes Sprachgruppe zu versetzen. Ich fühle mich dieser Aufgabe immer mehr verpflichtet.
Später am Abend, halb 9, stritt ich mich dann in Meran, Centro di cultura, mit Senator Pagliari. Nicht immer gelang es mir, seinem professoral sicheren, von keinem Zweifel angekränkelten Vortrag mit der gebotenen souveränen Ruhe zu begegnen. Die Zuhörer verziehen es mir.
Im Noldin-Haus in Salurn mit Senator Cociancich und PD-Landessekretärin Liliana di Fede.

Florian Kronbichler

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