Florian
Kronbichler


Verschleiernde Nicht-Nachricht

Gut für Schlanders und für den ganzen Vinschgau! Doch muss die Rettung der dortigen Geburtenabteilung von der Landesregierung mit solchem Getöse und abgesehen davon, mit den leider üblichen Verantwortungs-Abschiebungen kundgetan werden? Dass Schlanders gerettet ist, steht fest, seit feststeht, dass Sterzing geopfert wird. Und dieser Beschluss ist bald ein halbes Jahr alt. Somit ist die Meldung keine Nachricht mehr. Sie bringt nichts, was nicht schon bekannt gewesen wäre.

Was an der Erfolgsmeldung aber bedenklicher ist: Sie tut so, als habe man bis gestern auf eine Entscheidung Roms gewartet. Rom hat gar nichts entschieden. Die so genannte Geburten-Kommission im Gesundheitsministerium hat zur Kenntnis genommen und ihr Okay gegeben zu etwas, was in Bozen beschlossen worden ist. Es ist bedauerlich und Verwirrung stiftend, dass die Landesregierung in der Geburtenabteilungsfrage weiterhin so tut, als wäre Rom schuld an der Schließung von Innichen und Sterzing.

Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin hat wiederholt erklärt, es liegt in der Zuständigkeit der autonomen Provinz Bozen, welche und wie viele Geburtenabteilungen das Land sich leisten will. Die Schließung von Sterzing wurde vom Land ausdrücklich begründet mit der Notwendigkeit, Schlanders zu erhalten. Das Ministerium hat diesem Wunsch stattgegeben. Jetzt so zu tun (wie der Landeshauptmann und der Bezirkspräsident des Vinschgaues tun) dass sie die „Entscheidung“ Roms für Schlanders emphatisch begrüßen, ist schlicht opportunistischer Autonomieverzicht: Das böse Rom hat uns die Geburtenstationen von Innichen und Sterzing genommen und jetzt Gott sei Dank mindestens Schlanders zugestanden. Das stimmt nicht. Über richtig oder falsch lässt sich streiten. Unstrittig aber ist: Es sind die Südtiroler Landesregierung und ihr Sanitätsbetrieb, die es in ihrer Autonomie so wollten.

 

Florian Kronbichler

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