Florian
Kronbichler


Gut gebrüllt!

Uiih!, wie unsere lieben Altvorderen jetzt aufjaulen! Ich kann den Jungmedizinern, seienden gleich wie werdenden, nur gratulieren zu ihrem frechen Auftrumpfen. Gratulieren dazu, wie sie sind und was sie tun. Endlich! Was immer jetzt die Alten, die Zuständigen, die Verdienten und die Schuldigen, an dem Brief der jungen Frau Elisa Reiterer und ihrer 158 Mitunterzeichner auszusetzen und herumzunörgeln haben, der Schritt hat Wirkung, und das allein ist alle Polemik schon wert. Denn was hat denn in letzter Zeit in Sachen Ärzte, Ärztenotstand und Ausbildung schon Wirkung gehabt?

Ich freue mich rundum über die Initiative– als Südtiroler Bürger, als Kunde von Südtirols Gesundheitsdienst, als politisch Verantwortlicher und ein bissl auch als ehemaliger Vorsitzender der Hochschülerschaft. Wir waren seinerzeit nicht bescheiden mit unseren Forderungen, geschweige wohlanständig im Ton. Zeitweise habe ich die Einlassungen der Südtiroler Studentenvertretung etwas vermisst, ihr gelegentliches Auftreten für zu zahm befunden. Es können nicht nur die unwiderlegbaren Missstände sein, die im Brief der 159 angesprochen werden, sondern es muss schon auch am forschen, selbstbewussten Ton liegen, dass ein einziges Schreiben so viel und so höchstzuständiges Echo auslöst.

Die losgetretene Diskussion beweist, dass Südtirols Nachwuchsmediziner und ihre Vertretung einen blank liegenden Nerv des Südtiroler Gesundheitssyste getroffen haben. Freilich stimmt auch hier: Wer „offene Briefe“ schreibt, will nicht wirklich mit dem Adressaten ins Gespräch kommen. Es ist aber gute und erlaubte Praxis jeder Bewegung. Die angesprochenen „Verantwortlichen“, als da wären die Gesundheitslandesrätin Stocker und ihr Generalverweser Schäl, geben es übrigens auch nicht anders und schreiben offene Briefe zurück. Immerhin aber kommt es schon nächste Woche zu einer Aussprache. Wann gab es in Südtirols Gesundheitsbetrieb schon so kurze Wartezeiten?

Als SH-Altvorderer wünsche ich meinen Nach-nachfolgern alles Gute für die Gespräche. Diese erzwungen zu haben, ist ihr Verdienst, und sie mögen nicht einknicken dabei. Inkompetenz, Selbstbewusstsein und Unbotmäßigkeit im Ton sind, wenn sie von oben kommen, Vorwürfe, die eine Studentendelegation gern einstecken soll. Kämen sie nicht, Frau Reiterer & Co. müssten sich fragen, wo sie nachschärfen müssten.

Foto (Salto_BZ): Elisa Reiterer

Florian Kronbichler

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