Florian
Kronbichler


27. Jänner – Unvergessen

Heute, 27. Jänner, ist “Erinnerungstag”. Wir erinnern uns – sollten uns erinnern! – an die Schoah, an den Holocaust, an Auschwitz, oder unter welchem Namen immer wir den Völkermord der deutschen Nazi an jüdischen Menschen in Erinnerung behalten wollen. Es ist in der Flut der Uno-, der Unesco-, der Welt- und der Europatage einer, den ich als „Tag“ gelten lassen und geehrt haben möchte. Ich habe diese Woche im Europarat in Straßburg im Ausschuss für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung gegen die Einführung eines „Tags gegen Hasssprache“ gestimmt. Als einziges von 35 Mitgliedern. Auf verwunderte Nachfrage des Präsidiums begründete ich: „Weil ich gegen jeden weiteren ‚Tage’ stimmen werde, wenn nicht gleichzeitig ein bestehender abgeschafft wird.“ Die Inflation der politischen „Tage“ hat ja längst die Heilig- und Seligsprechungen im Kirchenkalender übertroffen.

Den „Tag der Erinnerung“ hingegen ja, – den brauchen wir. Wir Südtiroler sind in der Tag keine großen Erinnerer – jedenfalls einschlägig nicht. Was den Nationalsozialismus betrifft, seine Gräueltaten und unsere Verwicklung darin, sind wir weiterhin eher Verdränger. Bis vor gut einem Jahr hatten wir den Sarner Franz Thaler als Zeugen des Widerstands noch. Der Tapfere ist im Oktober 2015 gestorben. Sehen wir zu, dass das Testament seines Buches „Unvergessen“ in Erinnerung bleibt.

Mit Franz und Anna Thaler in ihrer Stube in Unterrainswald.

Florian Kronbichler


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