Zu Gast im Politcafé.
Politikmüde Jugend? Von wegen! War gestern von der Rechtskundelehrerin Michi Dejori zum “Politcafé“ im Rahmen einer Projektwoche an die Handelsoberschule Bozen geladen. Es waren zwei Cafés von jeweils anderthalb Stunden. „Gäste“ waren Schülerinnen und Schüler der drei höheren Klassen, alle freiwillig, natürlich; Thema war: Politik im allgemeinen und Parlament im besonderen; meine Aufgabe war, Rede und Antwort zu stehen. Es war ein Vormittag zur Widerlegung des Vorurteils von unserer ach so politmüden Jugend.
Ich habe ein bissl Erfahrung mit solchen Schüler-Diskussionen. Früher sprach ich über Journalismus, neuerdings über Politik. Es kam schon vor, dass ich die ganze Zeit allein mit einem Vortrag füllen musste. Vor Lehrern nicht weniger als mit Studenten. Gestern hingegen bekam ich eine Lektion lebhaftester Diskussion serviert. Besonders in einem von den beiden Cafés. Die Leutchen bewiesen nicht nur Neugier, sondern auch Kompetenz, Meinungsstärke und beeindruckende Ausdrucksqualität. Zu sagen, einige von ihnen sprachen „wie Politiker“, wäre beleidigend, denn Polit-Speech ist längst kein Qualitätsmerkmal mehr. Sie sprachen, wie nur neugierige, kennerische und gleichzeitig unverdorbene junge Menschen sprechen können: verständlich.
Und was besonders auffiel: Wie sehr ich das Gespräch zunächst auf lokale und allenfalls staatliche Themen lenken wollte, die Schülerinnen und Schüler ließen sich von ihrem wirklichen Interesse nicht abbringen, und dieses war: Trump und das Amerika dieser Tage. Um die ganze Wahrheit zu sagen: Ich als improvisierter Cafetierlernte an diesem Vormittag an meinen jungen Gästen vielleicht mehr über das aktuellste und wahrscheinlich wichtigste Thema dieser Tage als diese von mir. Ein Kompliment an die Hob!
Foto (Christoph Blaas): politfit im Politcafé.
Florian Kronbichler