Florian
Kronbichler


Was wird sein mit uns?

Ich komme von der ersten gemeinsamen Versammlung der Parlamentsgruppe, die wir in diesen Tagen gründen werden. Wie wir heißen werden? Wissen wir noch nicht. Ob Opposition oder Mehrheit, für oder gegen die Regierung Gentiloni? Noch nicht ausgestritten. Wir wissen erst, wo wir herkommen. Wir im engeren Sinn sind die Überlebenden von SEL – Sinistra Ecologia Libertà. Von 31 Abgeordneten, die wir waren, 17, also die Mehrheit, plus die Kammerpräsidentin Laura Boldrini, die zu uns gehört, aber traditionsgemäß überparteilich ist.

Die Anderen, die Neuen, kommen aus dem Partito democratico. Sie sind ihrer knapp 20 Abgeordnete und 14 Senatoren. Sie hat Renzi aus der Partei getrieben. In den Medien heißen sie die „Dem“, das sind die Linken im PD. Die meisten von ihnen haben beim Verfassungsreferendum wie wir mit Nein und auch sonst gegen manchen Kraftakt ihres Partei- und Regierungschefs gestimmt.

Ich zähle hier keine Namen auf. Sie werden morgen alle in den Zeitungen stehen. Es war eine angenehme Atmosphäre, was nicht von allen unseren Sitzungen gesagt werden kann. Es herrscht Aufbruchstimmung. Sobald er von seiner Kuba-Reise zurückkommt, wird auch Mailands ehemaliger Bürgermeister Giuliano Pisapia mit seinem „Campo progressista“ zu uns stoßen. In vielen Gemeinden und selbst an der Spitze von Regionen (siehe Enrico Rossi in der Toskana) rührt sich manches. Dem Autokraten Renzi zum Trotz oder ihm sei Dank könnte Italien wieder eine Linke von Gewicht bekommen.

Schon kommende Woche werden wir in der Kammer als eine Gruppe auftreten. Die Gretchenfrage, wie wir es denn mit der Regierung halten werden, bereitet freilich noch Kopfzerbrechen. Uns, die wir von SEL kommen und oppositionserprobt (oder zumindest –gewohnt) sind, fällt Mehrheit-Bilden schwerer. Die Ex-PD-Leute sind allesamt wegen Renzis Linie und Stil aus der Partei ausgetreten. Gentiloni wollen sie weiterhin stützen.

Wie beide Positionen unter einen Hut bringen. Vielleicht habe in der Versammlung ich den Ausweg aus dem Dilemma gewiesen. Ermuntert vermutlich von der inzwischen doch großen Anzahl an neuen Weggefährten, rechnete ich vor: Compagne e compagni, essere intelligente è permesso. In questo momento, l’opposizione più efficace a Renzi è di sostenere Gentiloni. Der Einwurf hat vorerst für Heiterkeit gesorgt. Ich meine es ernst.


Flor now
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