Florian
Kronbichler


Luis Seiwalds Unwiderstehlichkeit

Eine ehrenhafte Aufgabe vorgestern Abend. Ich durfte Luis Seiwalds Ausstellung „Die unsichtbare Skulptur“ in der Galerie Prisma in Bozen, dem Ausstellungsraum des Südtiroler Künstlerbundes, eröffnen. Luis Seiwald ist ein Künstler aus Pichl/Gsies und von der Zunft einer der Konsequentesten, Reinsten, Radikalsten (in des Wortes wörtlicher Bedeutung). Thema der Ausstellung ist „Energie“. Energie und unsichtbare Skulptur: Was will man dazu sagen? Man kann nur „spüren“. Dieses Stichwort gab mir beim Gang durch die Ausstellung Hans Oberrauch, Kunstkenner, –sammler und –förderer ebenfalls der ganz besonderen Art. Er „weiß nichts, aber ich spür was“, sagte er über das Werk des besonderen Künstlers Seiwald.

 

Ich schrieb über Luis Seiwalds Arbeiten etwas für den Katalog, der zur Ausstellung erschien. Als ich ihm meinen Kommentar vor einem Monat ablieferte, schrieb er gleich zurück: zu lang und viel zu lobend. Es waren nur fünf-sechs Sätze. Kürzte ich ihm das Zeug halt um die Hälfte. Ich habe großen Respekt vor dem Handwerk der Grafiker. Zu lang ist zu lang. Als ehemaliger Chefredakteur weiß ich: Wie sehr die Redakteure auch aufjaulen, kürzen geht immer. Was nicht da steht, hat der Leser nicht mängel (entschuldigt den Dialekt-Ausdruck!). Am Lob freilich ließ ich nicht rütteln.

 

Der Künstler muss das Lob nicht annehmen, verbieten lass ich es mir nicht. Mein Lob auf Seiwald bezog sich erstens auf seinen „Mut zur Erfolglosigkeit“. Er macht, was er machen muss, ohne Rücksicht darauf, ob’s gefällt. Zweitens wagte ich eine These. Seiwalds Kunst ist Energie. Energie sehen wir nicht, allenfalls spüren wir sie. Ich sage nun voraus, es ist möglich, dass der Energie-Gehalt eines Kunstwerks dereinst physikalisch feststellbar und messbar sein wird. Mit Magnetismus, elektrischem Strom oder Temperatur war es doch auch so. Dann, sage ich (ich gebe zu, mit einem Schuss Ironie), wird wie dereinst mit Volt und Watt und Fahrenheit, die Kunstenergie in Seiwald-Einheiten gemessen werden. Wer weiß? Luis Seiwald würde es sich verdienen.

 


Flor now
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