In Erdogan-grad eingetroffen
Aus Rom über Istanbul in der türkischen Hauptstadt Ankara eingetroffen. Überall strahlendes Frühlingswetter, nur hier am Zielort nebelig und kalter Nieselregen. So ist die künstliche Haupt- und fast 5-Millionen-Einwohner-Stadt noch unansehnlicher, als sie es ihrem schlechten Ruf nach schon ist. Der Weg vom Flughafen in die Innenstadt, im türkischen Feierabend-Verkehr eine Anderthalbstunden-Tour, ist gesäumt und behangen von Erdogan-Fahnen und -Transparenten. Ganze Hochhäuser-Fassaden tragen das Konterfei des Präsidenten, der mit dem Referendum am Sonntag die ganze Macht im Staat erzwingen will. Das Foto und „Evet“. Das heißt Ja. Ich habe sicher tausend Erdogan-Evel-, also Ja-Fahnen gesehen und kein einziges Nein, was Hayir oder Yok hieße. Morgen früh, wenn wir Wahlbeobachter des Europarates uns zur „Einschulung“ und zu Anhörungen treffen werden, werde ich mich erkundigen, ob es in der Türkei denn nichts in Richtung unserer „Par conditio“ gibt.
Bereits getroffen habe ich mich mit Andrej Hunko, der für die deutsche Linke im Bundestag und Europarat sitzt. Hunko ist ein ausgesprochener Spezialist für europäische Krisenherde. Wo es zu Unterdrückung, Diskriminierung, Gewalttätigkeiten kommt, ist er zur Stelle. Hier, bei Erdogans Verfassungsreferendum am Ostersonntag, gilt seine Aufmerksamkeit den Kurdengebieten im Osten der Türkei, und wenn ich Samstag nach Istanbul fahre, um die Lage dort zu beobachten, fliegt Hunko zu den Kurden im äußersten Osten. Wir haben ausgemacht, uns in Kontakt zu halten, und werden anschließend gemeinsam Bericht erstatten.