Florian
Kronbichler


Der Bischof im Autonomie-Konvent

Der Aufruf des Bischofs Ivo Muser und seines Generalvikars Eugen Runggaldier, im Schlussdokument des Autonomiekonvents die „christlich-abendländischen Werte“ zu bemühen, ist unchristlich. Selbstverständlich ist es das Recht der Ortskirche und nach ihrem Selbstverständnis Pflicht, dafür zu sorgen, dass christliche Werte auch im öffentlichen Leben des Landes Erwähnung und Pflege finden. Die Ausübung von Religion und religiöse Symbole in die Privatsphäre des Menschen zu verbannen, verstößt gegen die staatliche Verfassung genauso wie gegen die religiösen Werte selbst. Italien ist kein laizistischer Staat.

Irritierend jedoch sind die Aussage im bischöflichen Aufruf: „gerade die Demokratie lebt von Werten, die sie mit ihren eigenen Möglichkeiten und Instrumenten nicht begründen und erhalten kann“ und davon ableitend die Forderung: „Aus diesen Gründen gehört das Bekenntnis zu den christlich-abendländischen Wurzeln in die Präambel des Schlussdokumentes des ‚Konvents der 33’ hinein“.

Eine Demokratie, die ihre Werte nicht mit den eigenen Möglichkeiten erhalten kann, eingeschlossen den Wert von der Unantastbarkeit der Würde des Menschen, hat sich aufgegeben. Und sie kann diese Werte auch nicht, jedenfalls nicht länger, einseitig auf „christlich-abendländische Wurzeln“ gründen. Es gibt Südtiroler, die nicht christlich sein wollen und abendländisch schon gar nicht sind. Sie müssen ihre Werte von einem laikalen Land Südtirol geschützt wissen können. Der laikale Staat mit seiner Verfassung schützt sie bereits. Diese Menschen an „christlich-abendländische Wurzeln“ zu gemahnen, ist in einem christlichen Sinn unchristlich.

 


Flor now
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