Römische Geschichten
“Geschichten” hat einen Beigeschmack von Unernsthaftigkeit. Ich war vorgestern Gast bei einem Abend des Rotary Club Meran. Rotary-Club-Abende, das wusste ich nicht, beginnen mit einem gemeinsamen Essen, und nach dem Dessert oder an dessen Stelle beliebt die vornehme Gesellschaft, sich einen Referenten anzuhören und, wenn es die Rede hergibt, ein bisschen mit ihm zu diskutieren.
Worüber ich sprechen solle, fragte ich vorab den Präsidenten. „Über was Sie wollen, nur nicht über eine halbe Stunde“, antwortete Präsident Franz Hintner mit einer alten Prediger-Faustregel. Der Abend war hochsommerlich, das Essen geboten leicht, was lag da näher, als auch meinerseits leichte Kost zu liefern. Ich erzählte „römische Geschichten“. Aus dem Leben eines Parlamentshinterbänklers hätte ich meine Rede auch heißen können.
Gschichtlein, Episödchen, Anekdötchen mit zwischendrein Wissenswertem und allerhand Wahrem aus meinem Parlamentarier-Alltag – das war es, was ich auftischte. So weit ich es mir zu beurteilen erlauben kann, kam der gesprochene Nachtisch bei den verwöhnten Kommensalen gar nicht übel an. Ich sprach natürlich zu lang, es protestierte nicht einmal der Präsident, keiner stand auch auf und ging vorzeitig, im Gegenteil, es schloss sich sogar noch eine recht lebhafte Diskussion an. „Wichtiges muss gar nicht schwer klingen“, sagte einer zum Schluss. Es war mir die Bestätigung meiner festen Überzeugung.