Heute Glyphosat-Entscheidung: Wir oder Monsanto.
Es besteht Hoffnung. Die Zulassung in Europa für das „Unkraut“-Gift Glyphosat des amerikanischen Pharmakonzerns Monsanto läuft mit Ende Oktober aus. Die EU-Kommission möchte 10 Jahre verlängern, das EU-Parlament hat sich gestern durchgerungen, dem vermutlich krebserregenden Herbizid eine Frist von weiteren 5 Jahren zu gewähren. Es sollte bis 2022 schrittweise auslaufen. Doch entschieden wird vielleicht heute. Die Gesundheitsminister der EU-Länder entscheiden definitiv, ob und wenn ja, wie lang auf Europas Äckern noch Glyphosat gespritzt werden darf.
Der Druck der Chemie-Lobby auf die politischen Entscheidungsträger muss enorm sein. In der Bevölkerung der EU-Staaten gibt es unzweifelhaft eine Mehrheit für ein Glyphosat-Verbot. Je rascher, je lieber. Die international hoch angesehene Krebsforschungsagentur IARC vertritt seit März 2015 unbeirrt den Standpunkt: Glyphosat ist „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“.
Seither liefern Monsanto-nahe Agenturen laufend Studien, welche die Krebsgefahr verniedlichen bis leugnen. Wie auch immer, auf jeden Fall fehlt es bei der Beurteilung des gebräuchlichsten Pflanzengiftes der Welt an Transparenz. Das allein sollte eigentlich Grund genug sein, mit der Zulassung zurückhaltend zu sein. Interessenskonflikte und Lobbyismus haben längst jedes Vertrauen seitens der Bevölkerung untergraben.
Es ist allseits bekannt, dass Monsanto Lobbyisten hat, um auf politische Entscheider einzuwirken. Noch mehr. Betriebsinterne Mails legen offen, dass Monsanto auch Forscher finanziert hat, ohne dass diese den Geldfluss zugeben. Es ist unter Wissenschaftlern ein ungehöriger Vorgang. Monsanto bestreitet ihn allerdings.
Heute soll die Entscheidung fallen. Es sieht gut aus: Frankreich, Holland, Österreich und wohl auch Italien haben angekündigt, gegen eine Verlängerung zu stimmen. Deutschland wird sich enthalten. Es sieht danach aus, als würde es tatsächlich keine Glyphosat-Mehrheit geben. Das Problem: Die grundsätzlich glyphosat-freundliche EU-Regie könnte die Entscheidung noch einmal vertagen. Bis … Ich möchte nicht bösmeinend sein.
Fotos: Nein zu Glyphosat-Verlängerung. Landwirtschaftsminister Martina