Es ist nicht Pflicht,
… aber eine Verpflichtung fühlen sollten wir schon. Samstag, 28. Oktober, fand am Denkmal für alle “für die Freiheit Gefallenen” am Bozner Hadrianplatz eine kleine Kundgebung statt. Es ist das Denkmal gegen Faschismus. Zur Kundgebung aufgerufen hatte die Südtiroler Sektion der Nationalen Partisanenvereinigung Anpi, und der Anlass war die Erinnerung an die “Marcia su Roma”, dem Auftakt des faschistischen Regimes in Italien am 28. Oktober 1922, also vor genau 95 Jahren.
Solche Kundgebungen sind in Bozen nie Massenveranstaltungen. Es kommt in der Regel ein Häufchen Aufrechter, immer die gleichen und die nicht mehr alle. Ich mache keinen Skandal daraus. Ich fühle es als Verpflichtung hinzugehen, und was mich traurig stimmt: In der Regel bin ich der einzige Deutsch-Südtiroler dabei. Grad so, als wäre die Erinnerung an die Gräuel von Faschismus und Nationalsozialismus – ob am Ex-Konzentrationslager in der Reschenstraße, am Cesare-Battisti-Denkmal am Matteottiplatz oder, wie diesmal, beim Gefallenen-Denkmal am Hadrianplatz –
nur eine Angelegenheit der Italiener. Es wird von den italienischen Mitbürgern auch immer sehr goutiert, dass doch zumindest “un” tedesco da ist. Ich sage dann gelegentlich auch etwas auf Deutsch – damit Antifaschismus in Südtirol auch auf Deutsch bekundet wird.
Übrigens: Der Probegalopp für die Marcia su Roma fand anderthalb Jahre vorher in Bozen statt. Am 24. April 1921. Dabei wurde der Marlinger Lehrer Franz Innerhofer ermordet. Den Südtirol-Bezug gäbe es also sehr wohl.