Florian
Kronbichler


Südtirol als letzter Kandidaten-Fluchtort?

Bei aller Unschuldsvermutung, die zu gelten hat: Die Spekulation des Partito democratico, ihre Staatssekretärin Maria Elena Boschi für eine Kandidatur in einem Wahlkreis der Region Trentino-Südtirol unterzubringen, ist ein Schlag auf die politische Kultur im Land. Der PD sucht für seine in einen Bankenskandal verwickelte Spitzenfrau offenbar einen sicheren Wahlkreis und glaubt diesen in Südtirol gefunden zu haben. Ein bisher im Napolitanischen ausgesuchter hat sich nicht für sicher genug erwiesen.

Geht die SVP, so wie in den Medien spekuliert, diesen Handel ein, dann ist das ein Hohn auf Südtirols Wählerinnen und Wähler und die Bestätigung, dass das neue Wahlgesetz der Judaslohn war, den Renzis PD für die Willfährigkeit der SVP bezahlt hat. Südtirol mit dem schamlos der SVP angeschneiderten Wahlgesetz gäbe sich dafür her, den eigenen Leuten eine Kandidatin vorzusetzen, die ihre eigene Partei der Heimatregion Toskana  nicht zumutet und auch sonst nirgendwo „sicher“ unterbringt.

Südtirol würde sich zum Wahldorado für Unwählbare machen. Die SVP weigert sich, Bündnisse mit politischen Mitbewerbern aus Südtirol einzugehen, wäre aber bereit, aus opportunistischem Kalkül eine befreundete Kandidatin aufzunehmen, die anderswo für unwählbar gilt. Das Klischee, dass die SVP mit diesem Wahlgesetz auch einen Besenstiel aufstellen kann, und er wird gewählt, hat es offenbar zu italienweiter Bekanntheit gebracht. Südtirol sollte soviel Ehrgefühl haben, nicht als sicheres Kandidaten-Entsorgungslager zu dienen.

Florian Kronbichler


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