Florian
Kronbichler


Parlamentarische Nachspielzeit

Von den Pensionisten wissen wir: Sie haben mehr zu tun und weniger Zeit als je zuvor. Jeder Ruhestand verkehrt sich zum Unruhestand. Mir geht’s nicht anders. Jede und jeder, den ich treffe, sagen mir, „jetzt bist in Pension“, und meinen: Jetzt hast Zeit. Das Gegenteil ist der Fall: Zwar ist das Parlament offiziell aufgelöst, aber es arbeitet weiter, bis zum Tag vor jenem Tag, an dem das neugewählte Parlament zu seiner konstituierenden Sitzung zusammentritt. Gewählt wird am 4. Mai, und die erste Sitzung dürfte 20 Tage drauf sein.

Die Leute bedenken das nicht. Kommenden Mittwoch gibt’s wieder eine Sitzung der Vollversammlung, mit Abstimmungen. Und weil die Kammer schon einmal einberufen ist, rücken die Ausschüsse gleich nach. Drei Ausschüsse habe ich allein Mittwoch abzusitzen. Es bleibt anstrengend, und wenn ich auch aufhöre und keinen persönlichen Wahlkampf mehr zu führen habe, ein Nach-mir-die-Sintflut ist nicht meine Art. Ich möchte schon einen Nachfolger haben und arbeite dafür.

Seit Anfang an ein Herzensanliegen sind mit dabei die Trentiner Freunde. Seit Anfang meiner Parlamentarierzeit laden sie mich zu allen ihren Sitzungen ein, und wann immer es mir möglich ist, gehe ich hin. Donnerstag trafen wir uns zur Vorstellung der Kandidaten von „Liberi e Uguali“. Ich war beeindruckt, welch schöne Mischung an kompetenten, beherzten und solidarischen Leuten da zusammengekommen ist. Frauen und Männer, Ältere und Jüngere, solche mit politischer Erfahrung und andere aus dem Engagement in der Zivilgesellschaft, geografisch aus den verschiedenen Bezirken, und auch sonst: Es war eine Freude, den einzelnen zuzuhören.

Und was besonders auffiel: Es muss nicht „grüne Partei“ draufstehen, wo grünes Denken drin ist. Ich war erstaunt, wie sehr die Kandidatinnen und Kandidaten umweltbewusst und umweltkompetent sind. Ich werde diesen Leuten im Wahlkampf helfen, wie sehr immer es mir möglich ist.

Übermorgen, Dienstag, wird auch der Südtiroler Teil der Liberi-e-Uguali-Liste vorgestellt werden. Und darauf werden die Grünen ganz sicher die Spitzenkandidaturen stellen. Es wird viel Arbeit auf mich „Pensionisten“ zukommen.

Auch sonst habe ich in dieser meiner parlamentarischen Nachspielzeit allerhand abzu-„arbeiten“. Der Verein Bioland hat seinem Gründungspräsident, dem Ahrntaler Schafhalter und Biomarkt-Pionier Michl Oberhollenzer zum Abschiedsdank eine Romreise mit Parlamentsbesuch mit mir spendiert. Für mich ehrenhaft und nicht wirklich Arbeit, es will aber getan werden. Der Öko-Bauer kam erst jetzt dazu, mit seiner Frau den Rom-Besuch anzutreten. Er hat zu tun. So fuhr ich Freitag extra mit ihm nach Rom, wir besuchten Kammer und Senat, und beim Abendessen in einer netten Locanda romana fachsimpelten wir über ökologische Wende im Land (die kommen muss und wird).

Fällt mir noch ein: Auch am Montag war ich in Rom. Österreichs Botschafter hatte mich zum Mittagessen geladen. Tischgespräch: die Doppelstaatsbürgerschaftsgeschichte, unvermeidlich. Botschafter sind von Beruf diskret und haben keine Meinung zu haben. Deshalb erlaube ich mir auch nicht, hier etwas auszuplaudern.

Foto: Biolandpioniere Michl und Lissi Oberhollenzer in Rom


Flor now
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