Florian
Kronbichler


Frauen auf Athos!

Fällt das letzte Tabu? Der Europarat, diesen Montag mit seinem neuen Präsidenten, dem Trentiner Michele Nicoletti, wollte einer europäischen Kultur-Institution eine besondere Ehre erweisen und hat sich damit eine politische Grundsatzfrage eingebrockt. Die gestellte Frage lautet: Darf die griechische Mönchsinsel Athos weiterhin Frauen von ihrem Territorium ausschließen? Die Frage ist jetzt auf der Tagesordnung.

Sie war alles andere als beabsichtigt. Wie es Tradition ist, veranstaltet der Europarat zu jeder Sitzungssession seiner parlamentarischen Versammlung (305 Parlamentarier der 47 Mitgliedsländer) eine Ausstellung über ein bestimmtes Thema oder mit gewissen Künstlern. Diesmal (22. – 26. Jänner) waren die Klöster vom Berg Athos dran. Diese sind außer für ihre landschaftliche und bauliche Einzigartigkeit, weltbekannt auch dafür, dass Frauen nicht Zutritt dazu haben, und zwar nicht nur in die Klöster, sondern auch auf das Umland drum herum.

Die Veranstalter haben sich Bewunderung für die schönen Bilder erwartet, aber nicht Folgendes: Im Ausschuss (meinem Ausschuss) für Gleichheit und Nicht-Diskriminierung, wo Frauendiskriminierung ständiges Thema ist, wollte Jonas Gunnarson, schwedischer Sozialdemokrat, plötzlich wissen: „Was veranlasst das Präsidium des Europarats, diese unerträgliche Diskriminierung von Frauen mit einer Sonderausstellung zu beehren?“ Die Aussperrung von Frauen aus der Berg-Athos-Halbinsel widerspreche allen Prinzipien, denen der Europarat sich statutarisch verpflichtet fühle. Die Mönche, so Gunnarson – und ich gab ihm recht -, könnten Frauen allenfalls den Zutritt zu den Klöstern verbieten, nicht jedoch den Fuß auf die Ortschaft insgesamt zu setzen.


Flor now
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