Florian
Kronbichler


Europa, wenn das Rösl blüht

Meine Parlamentarierzeit ist seit genau einem Monat um, aber es gibt noch Nacharbeit. Ich bin weiterhin eines der 18 italienischen Vollmitglieder des Europarates (neun Abgeordnete und neun Senatoren), und zwar so lang, bis das Parlament seine neue Europarat-Delegation ernennt. Das wird noch eine Weile dauern. So bin ich jetzt auf der Zugfahrt nach Straßburg zur Frühjahrsitzungswoche, die von morgen, Montag, bis Freitag dauert. Eine vorbereitende Sondersitzung der Sozialistischen und Grünen Fraktion findet bereits heute Abend statt. Im Plenum des Europarats werde ich im Namen dieser Fraktion, der ich angehöre, über „Gefahren für die Freiheit des Journalismus“ sprechen.

Die Arbeit im Europarat hat mir viel Freude bereitet und eine Menge wertvoller Bekanntschaften beschert. Für den größten Gewinn betrachte ich, dass ich Einsicht gewinnen durfte in Eigenheiten und Anliegen jener Länder Europas, die abseits und im Schatten der EU liegen. Für diese ist der Europarat eine wichtige Bühne. Ihre Probleme werden von den EU-Ländern, die sich selber gern für ganz Europa oder zumindest für das maßgebliche Europa halten, oft vernachlässigt. In Gespräche mit oppositionellen Türken, Vertretern der Nachfolgeländer der ehemaligen Sowjetunion, aber auch den Schweizern und nicht zu vergessen, den Russen, die momentan wegen der Sanktionen gegen sie dem Europarat fern bleiben, konnte ich viel lernen und in einigen Fällen auch vermitteln. In einigen dieser Länder war ich als Wahlbeobachter unterwegs und durfte zur Einsicht kommen, dass nicht in jedem Land und für jedes Volk die Demokratie „nach unserm Wesen muss genesen“.

Ein großes Privileg deshalb, eine solche Erfahrung zu machen dürfen. Freilich hat auch das seinen Preis. Diesmal, an so einem schamlos schönen Frühsommertag wie heute, hätte ich lieber bei mir daheim im Garten Nussbaum, Glyzinie und Meraner Rösl beim Blühen zugeschaut (siehe Foto).


Flor now
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