Florian
Kronbichler


Unerschrocken und bürgernah

Der Abend hätte ruhig mehr Publikum verdient, aber wer da war, hatte was davon. Peter Tauber, der alte Kämpe von Vahrn-Neustift , hatte zu einem Vortrags- und Diskussionsabend über Südtirols Raumordnung geladen. Trockenes Brot dem Titel nach, die keinen Menschen von hinterm Ofen in ein Kulturhaus lockt (an dem Abend war es auch noch garstig kalt).

Für Kenner und auch nur einigermaßen Politik-Interessierte jedoch ist Südtirols Raumordnungsgesetz neueren Datums eine wahre Büchse der Pandora. So wie diese (in der griechischen Mythologie) alle nur denkbaren Übel enthält, so ist auch das Raumordnungsgesetz eine Ansammlung von Fragwürdigkeiten, Ad-Personam-Gefälligkeiten und juristischen Hintertürchen.

Die Büchse zu öffnen, ist Grünen-Abgeordneter Riccardo Dello Sbarba nach Vahrn gekommen. Riccardo war bei den zwei Landesraumordnungsgesetzen, die der Landtag die letzten beiden Jahre verabschiedet hat, jeweils der Advocatus diaboli. Zu beiden hat er Minderheitenberichte vorgelegt. Keiner hat so wie er die Gesetzesartikel und die Abänderungen zu Abänderungen dazu akribisch auseinandergenommen. Das wissen im Land inzwischen alle. Deswegen war es auch nicht überraschend, dass zu dem Vortrag, der eigentlich eine Oppositionsveranstaltung war, auch der Bürgermeister, Gemeindeverwalter und SVP-Ortsobleute erschienen. Diesen allen war bewusst: Kein Mensch muss sich schämen, beim Raumordnungsgesetz x-ter Abänderung nicht mehr durchzublicken. „Es sich von einem anerkannten Kritiker erklären zu lassen, ist für jeden Gewinn“, gestand Bürgermeister Andreas Schatzer ganz offenherzig.

Ich erwähne hier den Raumordnungs-Abend von letzter Woche, weil ich dieses hübsche Foto von seinem Veranstalter gefunden habe. Peter Tauber ist Gemeinderat von Vahrn, und das seit 35 Jahren (fünfunddreißig, wohlgemerkt!) So lang schon hält er dort das Fähnchen der Opposition hoch. Zuerst ein paar Jahre für die PDU und, seit es die gibt, für die Grünen. Unerschrocken, konfliktstark und bürgernah führte er die „Grüne Bürgerliste Vahrn“ von Wahl zu Wahl durch die Amtsperioden. So wie es aussieht, wird er es auch durch die nächste tun. Dann wird der grüne Peter definitiv zum dienstältesten Oppositionsgemeinderat im Land aufgerückt sein.

Peter Tauber ist nicht nur ein fleißiger Gemeinderatssitzungs-Sitzer, er veranstaltet regelmäßig auch Informationsabende, und bei diesen darf ich immer den Moderator machen. Auch diesmal. Und als solcher erlaubte ich mir diesmal eine kleine Abweichung vom Protokoll: An Bürgermeiste Schatzer gewandt, der ja auch Südtirols Gemeindenverbandspräsident ist, regte ich an, es möge – im Sinne von gelebter Gemeindedemokratie – doch einmal auch ein Oppositionsrat für seine Verdienste geehrt werden. Peter Tauber wäre ein würdiger Kandidat dafür. Der Bürgermeister reagierte ganz und gar nicht entsetzt. Schau’n ma.


Flor now
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