Florian
Kronbichler


Bücher für Athesia

So wie jeder Krieg Kriegsgewinnler hervorbringt, beginnen sich auch in der Coronavirus-Krise schon die Virusgewinnler zu tummeln. Da meldet sich in den Dolomiten von diesem Donnerstag auf Seite eins („Vorausgeschickt“) Alexander Brenner-Knoll mit einem „Vorschlag“, wie er es heißt: Das Land sollte demnach allen Schülern mit einem Bücherbonus über die schullose Zeit hinweghelfen. Der Wirtschaftsjournalist mit Oberschullehrer- und Schulinspektoren-Vergangenheit will seinen „Vorschlag“ ganz offensichtlich als bildungsfördernd verstanden wissen und macht dem Land, an das er sich wendet, schon gleich auch die Rechnung: einen Büchergutschein über 150 Euro pro Kopf und das für gut 53.000 Schülerinnen und Schüler, von der Grund- bis zur Oberschule, Berufsschule eingeschlossen – mache in Summe rund 8 Millionen Euro. Ein Klacks fürs Land, findet der Dolomiten-Kommentator, gebe es doch zu bedenken, dass das gleiche Land sich mit der Coronavirus-bedingten Sperrung der Schulen erheblich mehr an Spesen ersparen würde. 

Den lieben Herrn Brenner-Knoll, in seinen Beiträgen zum Wirtschaftsgeschehen sonst immer auf kostenbewusstes Haushalten bedacht, muss der Sinn für Maß und Schicklichkeit verlassen haben. Jedem Kind 150 Euro um Bücher für die Corona-Ferien? Liest Südtirols Jugend plötzlich so viel? Schul- und auch anderweitige Bibliothekare machen nicht solche Erfahrung, und bei ihnen gäbe es die Bücher gratis. 150 Euro reichen für ein ganzes durchschnittliches Südtiroler Leserleben. Außerdem: Die jetzige schullose, schreckliche Zeit wird von Pädagogen und selbst von der Schulamtsdirektorin hingebungsvoll für das Einlernen in die digitale Zukunft angedient. Ob der Ex-Pädagoge Brenner-Knoll deren Bemühen torpedieren will? Und überhaupt: Wie kommt er auf 53.000 Schüler und Schülerinnen? Brenner-Knoll macht die ärgerliche Rechnung, wie sie nicht nur in seiner Zeitung, sondern sogar in Südtiroler Ämtern gern gemacht wird: nämlich, dass sie nur die deutschen und allenfalls die ladinischen Kinder und Jugendlichen als Südtirols Schulbevölkerung zählen. Die Italiener gibts nicht. Aber vielleicht können die nichts anfangen mit einem Büchergutschein bei, bei …

… ja, bei Athesia. Und nur darum kann es, wenn den Wirtschaftsfachmann und Ex-Pädagogen nicht gänzlich das Hirnschmalz verlassen hat, in dem „Vorausgeschickt“-Kommentar gehen. Denn wo sollen die 53.000 vom Land beschenkten Schulkinder ihren 150-Euro-Büchergutschein einlösen, wenn nicht beim Büchermonopolisten Athesia. Welche andere Buchhandlung kann, wie von Brenner-Knoll treuherzig unparteiisch angeboten, welche kann „auch die Zustellung besorgen“? Schamlos, solche Eigenwerbung und wer sich dafür hergibt. Auch die Athesia wird unter der Corona-Krise zu leiden haben. So wie andere Betriebe auch. So verständlich wie betrüblich. Es ist jedoch unanständig, sich auf dem Umweg über Jugendliche schadlos zu halten. Anstand wäre, dass Athesia sich um Entschädigung direkt ans Land direkt wenden würde. So wie das andere Betriebe auch müssen.


Flor now
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