Florian
Kronbichler


„Zum Hundertsten dann!“

Martha Ebner und Leopold Steurer: Ein gelebtes Jahrhundert trifft seinen Erforscher. Stattgefunden an einem der letzten schönen Spätherbsttage auf „Grueb“ in Aldein. Dort empfängt uns Martha Flies, Witwe Ebner, Nichte (und Sekretärin) von Kanonikus Michael Gamper, landesweit bekannt als „die Ebnerin“ und Grande Dame der Athesia.

Es erwartete uns ein sehr erstmaliges Gespräch. Und dass es überhaupt dazu gekommen ist, hat eine Vorgeschichte. Ich hatte Frau Ebner schon vor zehn Jahren, zu ihrem 90. Geburtstag, um ein Porträt-Gespräch für die „Tageszeitung“ gebeten. Sie bat sich damals Bedenkzeit aus, besprach sich in der Familie und rief mich später (aber keinesfalls zu spät) an, um mir zu sagen: nein! Ich hatte es mir nicht anders erwartet. „Nehmen Sie es nicht persönlich, gell,“ und: „zum Hundertsten dann!“

Fürwahr, eine kecke Vertröstung. Ich war nicht so schlagfertig, um drauf zu antworten: Das würde ich (ich!) wohl nicht erleben. Jetzt kam ich darauf zurück. Den Anlass lieferte mir der 75. Geburtstag von Leopold Steurer. Was ich dazu wohl schreiben könnte, überlegte ich, und mir fiel mein „Guthaben“ bei Frau Ebner ein. Am Telefon erinnerte ich sie daran: Sie, die Zeitzeugin, 100 (nicht ganz, aber so gut wie) , mit dem Zeithistoriker, 75 –  wär doch was! Und Madame schlug ein: „Gut, machen wir!“ Das Gespräch dauerte zwei Stunden. Danach lud die Hausherrin „zu a bissl an Wein“.

Der Historiker, der die Südtiroler Erinnerungskultur angestoßen hat, fordert die Grande Dame von Athesia und Dolomiten heraus, die sich lange gegen die Aufarbeitung der Südtiroler Zeitgeschichte gewehrt haben. Mein Gespräch mit den beiden, garniert mit Fotos von Ludwig Thalheimer, ist in der ff dieser Woche (Nr. 49/2021) erschienen.


Flor now
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