Kuh hin, Kalb hin
Eine Straße zur Lahner Alm im Naturpark Rieserferner-Ahrn? Die Natur selber wird’s überleben, die Landesrätin für Natur eher nicht. Dort zuhinterst im Toule, auf 1.960 m, spielt ein Stück von landesweitem Symbolwert: Wollen wir retten, was noch zu retten ist, oder ist nicht mehr schade drum? Der Landeshauptmann ergreife bitte die Gelegenheit, ein Exempel zu statuieren für sein Versprechen vom „Jahr der Nach….igkeit“ (ich mag das Wort nicht mehr aussprechen).
Die Lahner Alm gehört zum Auenhof in Prettau. Von dort stammt die Sippe der Benedikter, deren berühmtester Spross jener Alfons war, den unser Land als den Vater des Landschaftsschutzes verehrt. Dass seine Nachfolgerin im Amt, Maria Kuenzer, jetzt den autonomen Südtiroler Naturschutz ausgerechnet hier preisgibt und so den politischen Vatermord begeht, ist doch von tragischer Schicksalhaftigkeit
Noch schändlicher als die Untat selber ist freilich die Art, wie Landesrätin Kuenzer diese rechtfertigt. Sie sagt, es gab in Vergangenheit schon Schlimmeres. Wohl wahr, Frau Landesrätin, Schlimmeres gibt es immer. Etwas damit zu entschuldigen, ist politische Kapitulation. Die 400.000 Euro, die der Frevel das Land kosten würde? Für die Südtirol-Werbung zahle es doch ein Vielfaches davon, rechnet die Landesrätin auf. Wie zum Beweis: Es gibt Schlimmeres. Und nochmal die Landesrätin: Die Gemeinde Prettau sei auch für die Straße. Oh sancta simplicitas! Die Prettauer sind nicht blöd. Sie waren ursprünglich eigentlich dagegen, verstanden aber bald: Gescheiter, das Land nein sagen lassen , als es sich selber mit den eigenen Bauern zu vertun.
Frau Kuenzer glaubt auch, nicht blöd zu sein: Es ist Wahlkampf, sie ist Bauernkandidatin, und eine Umweltsünde mehr? Drauf kommt’s auch nicht mehr an. „Es gab schlimmere“. Kuh hin, Kalb hin! – ist Bauerndeutsch für „nachhaltig“ beschissen (das Unwort für einmal zutreffend gebraucht).