Mehr wissen mit Widmann
Unser öffentlich-rechtlicher Haussender, Rai Südtirol (vertrauter „der Bozner“), hat das Privileg, im Unterschied zu den Privatsendern nicht von Werbeeinnahmen leben zu müssen. Ihn finanzieren Staat und Land, also wir Steuerzahler. Es ist eine Wohltat für Aug und Ohr, einen werbefreien Sender zu haben, ein Privileg eben. Freilich, das gesetzliche Werbeverbot schließt Eigenwerbung nicht mit ein, und unser Öffi ergeht sich mit Hingabe darin. „Mehr wissen mit Rai Südtirol“ – wie anmaßend, diese Kenn-Kakophonie zu Anfang einer jeden Nachrichtensendung! Und eingelöst wird das Versprechen meistens nicht. Einen Schmarrn mehr weiß ich – hinterher.Diese Thomas-Widmann-Geschichte zum Beispiel. Was da schon vorab für Ankündigungstrara betrieben wurde! Ich schau nicht Fernsehen, aber das Radio hat ja zusammengefasst und ausgebreitet und wiederholt, dass ich mir nicht vorstellen kann, ich hätte was versäumt. Frühmorgens am Tag nach dem angeblichen „Hammer“ (so heißt das jetzt) wusste mein Sender schon, dass „ganz Südtirol“ nur noch darüber reden würde. Auch wieder so ein Eigenwerbe-Gehabe. Die Rai spielt, wir alle würden reden. Sogar beleidigt zu sein erlaubte sich die Redaktion: Weder der Landeshauptmann noch der Parteiobmann habe sich zu einer Stellungnahme bereitgefunden. Als hätte die Sendung ihnen die Stimme verschlagen müssen. Sonst würden sie doch reden. Nein, Kompatscher wie Achammer taten für einmal das Klügste: alles nicht einmal ignorieren. Denn worin läge der versprochene Wissens-Mehrwert des Widmann-Auftritts bei Rai-Südtirol? Einer, der zurückgetreten, äh, hinausgeworfen worden ist, tritt nach. Er speit in den Teller, aus dem er lang genug gefressen hat. Seine Flegeleien kannten wir schon. Offen bleibt allenfalls die Frage, warum Rai Südtirol ihm die Kanzel dafür bot. Da verstehe ich die Dolomiten. Sie unterliegen keinem Werbeverbot. Sie brachten den gleichen Widmann, und ihre Fragen waren Einsatzzeichen. Alles ehrlich auf Blattlinie.