Schreiben hilft
Warum ich schreibe. Vorvergangene Woche, ihr wisst ja, hat die Landesregierung sich ein Herz gefasst und nein gesagt zum Bau einer Straße auf die Lahneralm im hintersten Ahrntal. Ob dem Schutz der Landschaft zuliebe oder aus Angst vor den Landschaftsschützern, ich stelle hier keine Gewissensfrage. Von unberufener Seite jedoch wird mir zugetragen, in der nämlichen Sitzung der Landesregierung sei auch mein ff-Kommentärchen mit dem Titel „Kuh hin, Kalb hin“ zur Sprache gekommen. Darin hatte ich gegen den Straßenbau gewettert, und jetzt bilde ich mir ein, es hat ein bissl geholfen.
Hilft schreiben? Vom bekannten deutschen Fernseh-Journalist Hanns Joachim Friedrichs stammt der Satz: „Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten“. Es ist ein großes Vermächtnis. Nur leider wird es zu gern von jenen bemüht, die keinen Standpunkt haben, oder, so sie einen haben, nicht bereit sind, ihn zu vertreten. Es ist halt die vornehmste aller möglichen Ausreden.
Mein Talent ist edle Distanziertheit nicht. Mein journalistisches Leitbild habe ich bei Milena Jesenská gefunden, einer Prager Journalistin und Widerstandskämpferin, die 1944 im Konzentrationslager Ravensbrück umkam. In einem Brief von 1939 lässt sie ihren besten Freund sagen: „Politische Artikel soll man schreiben wie Liebesbriefe, mit der gleichen aufrichtigen Vertrautheit, Ernsthaftigkeit und der gleichen fieberhaften Ungeduld“. Und weiter: „Werden sie nicht so abgefasst, sind es keine politischen Artikel, sondern bloßes Papier, das keinen für sich einnehmen wird“. Ein hoher Anspruch, nicht geeignet, ihm täglich zu genügen. Und bei aller Wertschätzung für Friedrichs’sche Distanziertheit, was immer man schreibt, ein bisschen helfen soll es. Und wenn es geholfen hat, darf es den Schreiber freuen. Foto: Bestreikte Alm-Saison. Aus Protest gegen die „Öko-Lobby“ (copyright: Robert Steger, BM von Prettau) bleibt die Lahner-Alm diesen Sommer geschlossen.