Florian
Kronbichler


Vom Macher zum Mahner

Schön- und Schihuber, Sportluder, Kronhuber, Kronpatzer …, was hab ich ihn nicht alles geheißen, in dem halben Leben, dass ich Journalist war und dieser mein hassgeliebter Landsmann der Artist im Schizirkus! Nur Gschaftlhuber vielleicht nicht. Denn das ist Werner Schönhuber entschieden nicht. Heute, 18. November 2023, wird er 80. Zum Anlass habe ich den Direktor dieser Zeitung gebeten, ihn hier ersetzen zu dürfen. Ich möchte mich nämlich zum Geburtstag bei ihm entschuldigen für alle despektierlichen Betitelungen, die ich ihm angehängt habe. Überhaupt diese Wortspiele. Wortspiele mit Namen sollten einem grundsätzlich zu minder sein, weil ja jeder Depp sie kann.

Damit zum Jubilar. Nein, vor dem Schöpfer noch zu dem Geschöpf, das er zum Gesamtkunstwerk aufgedonnert hat: den Schiberg mit den komfortabelsten Aufstiegsanlagen, den bestpräparierten Pisten, den Museen, den Event- und Kulinariktempeln, alles multitasking, ganzjährig bespielt. Den Kronplatz. Mehr Krone auf noch weniger Platz – erlaubt mir ein letztes Wortspiel! – geht nicht. Ich schreibe mich deshalb in solche Begeisterung hinein, weil ich mir einbilde, Anzeichen zu erkennen, der Schöpfer des Gesamtkunstwerks Kronplatz gelange jetzt zur gleichen Einsicht, wie ich es selber schon bin: dass es nämlich reicht, und mehr nicht geht.

Vor drei Wochen, die Kronplatz-Gesellschaft beging ihr 60jähriges Bestehen. Nächtens, am tagerhellten Gipfel, Südtirols Tourismusadel wie im Dschungelcamp. Schönhubers Amtserben in den Gestalten ihres Präsidenten Christian Gasser und des Direktors Andreas Dorfmann zogen vom Leder, als sei die neue Zeit so wie die alte, nur noch „schneller, höher, weiter“, ungebrochen olympisch eben. Nur der Alte, er, Werner Schönuber, seit 4 Jahren Altpräsident mit selbstauferlegtem Redeverbot, redet plötzlich nicht mehr alt. Der Macher gibt den Mahner. Nicht vor versammelter Festgesellschaft. Das täte er nie. Aber auf Nachfrage, vorab schon zu ff und hintennach zu Rai-Südtirol, zwar schönhuberisch gedrechselt, doch klar: Freunde, beherrscht euch, bleibt bei dem, was ihr könnt – und, nachklingend für jedes Ohr, das hören will:  was Berg, Land und Menschen noch gut tut!

Ist es Altersweisheit des Altpräsidenten? Auf keinen Fall ist es ihm nur passiert. Der Brunecker Kaufmann spricht nie ins Leere. Der hat die Vorstellung von dem, was er will, schon klar, bevor er mit irgendwem darüber spricht. Und in der Regel hat er nicht nur selber schon entschieden, er hat auch schon alle Mitentscheider, gleich ob private oder öffentliche, für sein Vorhaben gewonnen. Meist auch schon die Finanzierung. Vorher spricht Schönhuber nicht. Und auf keinen Fall tritt er auf. Bezeichnend: Redaktionen klagen gelegentlich, „es gibt kein gscheites Foto vom Schönhuber“. Von so einem Multifunktionär – er war ja außer Kronplatz-Präsident auch Stadtrat, Sparkassen-Verwaltungsrat, Kaufleutefunktionär etc., und kein gscheites Foto in den Redaktionen? Dabei, er war immer da, aber halt immer nur wie beiläufig. Und selbst wenn es um ihn ging, er stand dann eher hinten, oder daneben. Ob er beweisen will, dass er es nicht notwendig hat, sich vorzudrängen?

Er ist von der Sorte Menschen, denen der Ruf nachgeht, alles, was sie nicht sind, wollten sie nicht werden. Schönhuber hätte können, aber wollte nicht Bürgermeister von Bruneck werden. Diese Zukunft wünscht er angeblich auch seinem Sohn Daniel nicht an, der jung und momentan „nur“ Stadtrat ist, so wie es vor 50 Jahren der Vater war. Papa Werner stillte damals seinen Ehrgeiz, indem er sich für den Kronplatz entschied, dafür diesen aber so mit Gewicht und Macht ausstattete, dass  der Kronplatz seither nicht mehr „bei“ Bruneck liegt, sondern es „Bruneck am Kronplatz“ heißt. Ist diesmal kein Wortspiel, bitteschön.

So wird der Schönhuber heute 80 Jahr. Mit dem Kronplatz, er hört nicht auf es zu beschwören, hat er „nichts mehr zu tun“. Die Aktionärsversammlung hat ihn vor vier Jahren, am 25. Oktober 2019, mit großem Bahnhof „entlastet“. Seither gibt’s ihn nicht mehr, sagt er. Jede nennenswerte, auch nur minimal nach Öffentlichkeit riechende Aufwartung zum Geburtstag hat er sich verbeten. Selbst diese Geburtstagszeilen hier dürfte der Geselligkeitsmuffel als Verstoß gegen seinen Verweigerungswunsch empfinden. Seinen Geburtstag – soviel hört man halt – wird Werner Schönhuber heute an ungenanntem Ort zusammen mit seiner Frau Uta (sie dürfte ihren Mann an Adabei-Scheue noch übertreffen), den vier Kindern, deren Partnerinnen und Partnern sowie den acht Enkeln feiern. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit, wie es ihm mit dem Wichtigsten eben immer beliebte.

Foto: Geburtstagskind Werner Schönhuber


Flor now
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