Florian
Kronbichler


Zurück vom Brenner

 

… und wenn ich es sagen darf: Ich versteh jetzt, dass der Freiheitlichen-Kandidat Hofer bei der Bundespräsidentenwahl so abgeräumt hat: Das ist das Klima dort. Wir waren heute unser 200, vielleicht 250 Demonstranten dort. Die Polizei, die geschickt postierten bis versteckten Italiener nicht eingerechnet, war zu 300 Mann in Kampfmontur, mit Hunden, Wasserwerfern, Pfefferspray-Sprüh- und Tränengas-Kanonen angerückt.

 

Die eigentlichen Demonstranten waren heute das österreichische Polizeiheer. Es gab während des gesamten Protestumzugs nicht den Ansatz einer Gewalttätigkeit. Als der friedliche Demonstrationszug vor dem Wall von Polizei-Schutzschildern eigene Transparente niederwarf, erklärte das Polizeikommando die Kundgebung für „beendet wegen Gewaltanwendung gegen die österreichische Polizei“. Damit war das, was wir taten, illegale Besetzung der Staatsstraße und Behinderung des Verkehrs, also strafbar. Die Kundgebungsteilnehmer wurden von der Polizei umzingelt.

 

Ich verhandelte mit dem Polizei-Einsatzleiter den friedlichen Rückzug. Knapp vor der Grenze wurde der Organisator und Sprecher der Veranstaltung, Giammarco De Pieri von den Centri Sociali von Bologna, festgenommen. Grund: keine Angabe. Vom Einsatzleiter erwirkte ich, dass SEL-Nationalkoordinator Nicola Fratoianni zu De Pieri ins Polizeibüro durfte. Ein Großteil der Kundgebungsteilnehmer setzte sich draufhin auf die Straße und forderte Selbstverhaftung. Auf Verständigung des SEL-Abgeordneten Giovanni Paglia, intervenierte Staatssekretär Amendola vom italienischen Außenministerium. De Pieri kam darauf frei. Ohne Zwischenfälle zogen die Demonstranten zurück nach Südtirol und traten in ihren Bussen die Heimreise an.

 

Unverhältnismäßiger sah ich eine Demonstration noch nie polizeilich bewacht. Es war mehr eine Kraftdemonstration als eine Sicherheitsaktion. Tirol und Österreich wollten an dieser Demo für den freien Brenner ganz Europa offenbar bedeuten: jetzt erst recht! Es war kein schönes Österreich. So wie das nach den Bundespräsidentenwahlen kein schönes ist.

Florian Kronbichler

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